Samstag, 4. Dezember 2010

Leise kriselt mein Zeh

So wie jedes Jahr sind auch in diesem Dezember mit zunehmender Annäherung des Winters wieder Kälte, Eis und Schnee vollkommen überraschend über uns hereingebrochen. Und schlimmer noch: statt sich brav auf Postkartenmotive, kindgerechte Rodelbahnen und Haustreppen missliebiger Nachbarn zu beschränken, fällt Schnee in all seiner Heimtücke vorwiegend unschuldige Eisenbahngleise, Flughäfen und Straßennetze an. In dem er darauffällt. Was auch auffällt ist, dass hier kaum jemand daran Anstoß zu nehmen scheint. Außer mir, der aktuell geradezu überall anstößt. Denn auch ich falle. Und das bevorzugt auf Straßennetzen, Flughäfen und Bahnanlagen.

Rufen wir sie uns doch noch einmal vor Augen, die Bilder all der Menschen, die phantasievoll und gewaltig gegen norddeutsche Atommüllendlager demonstrieren oder zwecks Erhalt süddeutscher Bahnhofsdenkmäler auf die Straße gehen. Wieso schweigen die Massen jetzt? Wo bleiben die Proteste? Was tun wir, wenn uns zu Hause fortwährend Wasser auf den Kopf tropft und alles zunehmend vereist, weil sich niemand für die Funktionstüchtigkeit der Heizung zuständig zu fühlen oder auch nur zu interessieren scheint? Ich stehe einsam wie einst Scott und Amundsen auf Augenhöhe mit der Spitze des aus unnatürlich wirkender Pudermasse herausagenden Bushaltestellenschildes und schreie meinen Unmut laut hinaus: Ich verlange Mietminderung!

Natürlich hört mich niemand. Denn wer ist schon so bescheuert wie ich,  bei dieser Wetterlage überhaupt das Haus zu verlassen, statt sich gemütlich auf das heimatliche Sofa drappiert eine Ausrede nach der anderen für Arbeitsaus- oder andere Fälle akuter Motivationsdefizite von Tagesschau und Wetterbericht quasi auf dem Slbertablett servieren zu lassen. Leise verfluche ich mein mir innewohnendes, renitentes Pflichtgefühl. Leise deshalb, weil meinem Mund seit dem Ausruf am Ende des letzten Absatzes vordringlich eine ernstzunehmende Menge Pulverschnee innewohnt. Sparsam, wie ich nun einmal veranlagt bin, rolle ich mein mitgebrachtes Frühstücksei ein bisschen auf der Straße hin und her, schmiede gedankenverloren Rachepläne und erwäge, mich erst einmal zur nächstgelegenen Drogerie durchzuschlagen und mindestens siebenundzwanzig Dosen Haarspray zu kaufen. Wollen wir doch mal sehen, wer hier in Sachen globaler Klimaerwärmung zuletzt lacht.

Ja. Natürlich weiß ich, dass es eben jene Erwärmung globalen Ausmaßes ist, die unsere Sommer immer heißer und trockener und unsere Winter kälter und länger werden lässt. Die komplexen Zusammenhänge von schmelzenden Polkappen, abnehmender Salzkonzentration auf meinem Frühstücksei und wild mit den Flügeln um sich schlagenden Schmetterlingshorden im Amazonasdelta sind mir wohlvertraut; ich lebe sie, sozusagen. Und das jeden Tag. Bitte rufen Sie nicht mehr deswegen an.

Und genauso natürlich lege ich den Weg zur Bahnstation zu Fuß zurück. Nicht viel anders dürften sich die Wanderer durch die Rocky Mountains hinauf zum Yukon gefühlt haben – mit abgefrorenen Zehen, getrieben von der Gier nach Gold, Reichtum und einem sorgenfreien Leben unter Palmen. Mit einem am Wegesrand gefundenen Knüppel wehre ich die Wölfe und Bären ab, die mir schon seit Stunden hinterherschleichen, und übe mich in Bescheidenheit. Gold und Reichtum sind mir nicht wichtig. Eine S-Bahn, die mich verlässlich zum Flughafen bringt, würde mir schon vollkommen ausreichen. Doch auf wie so viele von denen, welche die Strapazen der langen Wanderschaft in Richtung Nordkanada mit Mühe und Not überlebt haben, wartet auch auf mich nichts als Enttäuschung.

Denn auch hier haben sich die Menschenmassen nicht vereinigt, um ihrem gerechten Zorn über diese untragbaren Wetterverhältnisse protestierenderweise Luft zu machen. Vielmehr haben sie sich hier versammelt, um mit mir auf den Zug zu warten. Irgendwie hat das ja auch etwas Solidarisches. Mit dem spontanen „Wir-Gefühl“ ist es allerdings in der Warteschlange vor dem einzigen, kleinen Kiosk, der im Rhythmus seiner Vorkriegszubereitungsmaschine von Zeit zu Zeit heißen Kaffee ausschenkt, schnell wieder vorbei. Die Gesetze Darwins regieren ungezügelt. Mit ausdruckslosen Gesichtern stapfen wir grimmig über kleine Hügel hinweg, die den Weg zur Heißgetränkausgabe säumen. Diese armen Teufel haben es nicht geschafft. Irgendwo zwischen ihnen vermute ich meinen linken, großen Zeh.

Sehr geehrte Fahrgäste, die nächste S-Bahn hat derzeit eine Verspätung von etwa 115 Minuten. Grund dafür ist eine eingefrorene Weichenanlage. Nichts mehr an mir fühlt sich noch auch nur entfernt weich an. Spontan kommt mir ein Gedanke, wie ich jetzt gern persönlich am Enttauen der eingefrorenen Weiche mitwirken würde. Das könnte an den etwa zweieinhalb Litern Kaffee liegen, die ich mittlerweile getrunken habe, um mich ein wenig am Pappbecher zu wärmen und so wenigstens am Leben zu bleiben. Die Gefühle, die mich jetzt überkommen, lassen mich daran zweifeln, ob es diesen Aufwand gelohnt hat. Gern würde ich mir schnell noch einen Kaffee kaufen. Doch alles Geld, das ich in meiner Hosentasche bei mir trage, ist zu einem formlosen Klumpen zusammengefroren.

Im Schein der ersten Strahlen der Abendsonne erreiche ich den Flughafen. Die Toiletten dort sind wegen eingefrorener Abwasserleitungen geschlossen. Ich fühle nichts mehr. Nicht einmal mehr Enttäuschung oder Wut. Und meine Zehen schon gar nicht. Ich möchte nur noch weg. Egal wohin. Vielleicht nach Yukon. Schlimmer kann es dort auch nicht sein. Und vielleicht finde ich ja etwas Gold. Zunächst aber finde ich einen Schalter. Ich möchte ihn umlegen. Oder vielmehr den gutgelaunten Angestellten der Fluggesellschaft dahinter. Der vordergründig Verständnis heuchelt, dessen Zucken in den Mundwinkeln mich aber seine wahre Meinung über die Menschen erkennen lässt, die an Tagen wie diesen hierher kommen, ernsthaft getragen von der Erwartung, heute noch fortfliegen zu können. Doch er winkt den beiden Jungs, die absprungbereit mit einer weißen, von vielen Gürteln gezierten Jacke hinter der nächsten Ecke stehen, gelassen ab. Statt dessen greift er in eine Schublade und schiebt mir ein Tütchen flugzeuggeformter Weingummis zu. Dabei lächelt er.

Ich bin eher der gelassene, selbstbeherrschte Typ. Viele Menschen schätzen an mir die Ruhe und klare Souveränität, die ich auch unter größten Belastungen auszustrahlen verstehe. Selbst in kritischen Situationen verliere ich nicht meine Ausgeglichenheit und Freundlichkeit. Mit selbiger stelle ich also jetzt dem jungen Mann von der Fluggesellschaft anheim, sich die Weingummis – bestmöglich einzeln – in jene, dem natürlichen Abschluss des Verdauungsprozesses zugeordnete Körperöffnung einzuführen, erledige die eilends hinzugesprungenen Jungs mit der weißen Jacke durch gezielte Handkantenschläge und tauche in der amorphen Masse verschlipster Geschäftsreisezombies unter. Hier falle ich nicht weiter auf. Bin ich doch selbst einer der ihren.

Bei einem gestrandeten Rucksacktouristen tausche ich seinen frostfesten Schlafsack nebst Notzelt gegen ein zweites Paar Socken und ein halbes Stück Seife (seine flüssige hatte ihm die Flugsicherung abgenommen, weil sie knapp die Hundertmillilitergrenze überschritten hatte) und kämpfe mich durch Massen lethargisch wartender Untoter ins Basement hinunter. Dort weiß ich einen Supermarkt, mit einer süßen, rothaarigen Kassiererin. Dort vermute ich noch Lebensmittel. Und frischen Kaffee. Und vielleicht einen Plastikeimer; wer weiß, wie lange die Toiletten noch geschlossen bleiben. Und wie lange es dauern wird, bis ich diesen Flughafen wieder verlassen kann. Egal wohin. Und egal, auf welchem Weg. Ich habe mich entschlossen, am Leben zu bleiben. Vielleicht finde ich ja ein wenig Gold, irgendwo. Und werde dann mit der süßen Kassiererin eine kleine Familie gründen. Irgendwo, wo niemals Schnee fallen wird. Auf meine nunmehr zehenlosen Füße. Niemals.


Werden die Nachkommen der kleinen Familie den Yukon jemals erreichen? Und wie wird der Angestellte der Fluggesellschaft den Umstand verdauen, dass Weingummi bei Kontakt mit Feuchtigkeit enorm anschwellen kann? Wir werden es nie erfahren. Denn wir stecken die ganze Zeit schon in einer Schneewehe, irgendwo auf der A7, und bekommen die vereiste Scheibe der Fahrertür nicht herunter, durch die uns das rote Kreuz eine heiße Brühe zureichen möchte, damit wir sie über unsere erfrierenden Zehen gießen können ...

(c) 2010  verkomplizissimus

Donnerstag, 25. November 2010

Rede mit mir

Spricht Rilke von wachsenden Ringen, in denen man sein Leben so leben könne, ist für mich zunächst die Idee der endlosen Kreisform klar nachvollziehbar. Der Wachstumsgedanke hingegen stößt schnell an die Grenzen zu enger Kleidung. Wobei sich – bei genauerer Betrachtung – dann doch einige Bereiche finden lassen, die sich zunehmend und konzentrisch ausdehnen.  Nein, ich spreche jetzt nicht mehr von meinem Bauch. Ich spreche von den vielzähligen Komfortzonen, in denen ich mich sonst noch so und vor allem eben gedanklich bewege.

Zum Beispiel ist es noch gar nicht so lange her, dass ich es für bedenklich hielt, in einen nicht nur gedachten Dialog mit unbelebter Materie zu treten. Heutzutage gehört es zu meinem gemeinen Alltagserleben, emotionale und zuweilen auch durchaus laute Worte an informationsverarbeitende Elektronik, Fahrkartenautomaten oder elektronische Türschloss-Systeme zu richten. Die Grenze der Besorgnis hat sich also deutlich verschoben und bezieht sich inzwischen eher auf das Maß, in dem die so von mir angesprochenen Dinge dazu neigen, mir zu antworten. Insbesondere in den Fällen, in denen sich gelegentlich Ausbrüche körperlicher Gewalt nicht vermeiden lassen.

Doch die Welt im Allgemeinen und mein Leben im Besonderen arbeiten hart daran, auch diese Grenze zu verschieben. Konzentrisch und konzentriert. Was habe ich mich dereinst über die Erfindungen der Sirius Kybernetik-Corporation (googeln) amüsieren können. In einer Zeit, als Quittungstöne noch aus rauschigem Quäken bestanden und man sie sofort nach Inbesitznahme des Gerätes deaktivierte. Heute möchte ich mit einem Telephon ein Foto machen (schon allein dieser Umstand scheint uns so gar nicht mehr absurd) und es spricht mich statt dessen mit verführerischer Stimme an: „Sagen sie einen Befehl“. Weil ich es natürlich wieder einmal verkehrt herum gehalten und damit einen anderen als den beabsichtigten Auslöser gedrückt habe. Muss es denn gleich so devot darauf reagieren? Und warum sind diese Stimmen eigentlich immer weiblich? Soll mich das in irgendeiner Weise motivieren? Und wozu?

„Sie haben eine falsche Taste gedrückt.“ Ich meine ... gut. Ich will ja offen bekennen, dass ich diesen Satz im Laufe meines Umganges mit der einen und auch mit der anderen Dame durchaus schon einmal zu hören bekam. Zumindest der inhaltlichen Grundaussage nach. Zumeist jedoch war er sprachlich klarer formuliert, gern durch entsprechende Mimik oder explizite Gesten (wie etwa einem Schlag mit der flachen Hand an die Wange) illustriert und selten von der betont freundlichen Aufforderung begleitet, nun doch gleich noch einmal ganz von vorne anzufangen. So etwas verwirrt mich. Es widerspricht meiner gesamten, bisherigen Lebenserfahrung. Und das bei meinem Hang zur Kontinuität. Wer hat da eben gelacht?

Natürlich hat es auch im Laufe meines Lebens echte Wendepunkte gegeben. Ich denke da zum Beispiel an die komplette Neuausrichtung meiner Reinkarnationsplanung, seit ich erfahren habe, dass der Orgasmus eines gewöhnlichen Hausschweins bis zu einer halben Stunde andauern kann. Also versuche auch ich immer wieder von den Segnungen technischer Weiterentwicklungen Gebrauch zu machen. Schließlich bin ich ja dem Fortschritt an sich gegenüber nicht abgeneigt. Bin zum Beispiel ein eifriger Nutzer zeitgemäßer Nachrichtentechnologien. Selbst wenn ich konservativ genug bin zuzugeben, dass ich noch immer ein bisschen rot werde, wenn ich irgendwo zum zweiten Mal anrufen muss um zu vermelden, dass soeben leider das Betriebssystem meines Telefons abgestürzt ist. Was so ein Telefon heutzutage aber auch nicht alles kann. Oder ein „Handheld“. Ich verliere da leicht den Überblick. Wie letztens, als eine verschreckte Dame die ihr vermeintlich stilvoll dargereichte Tasse heißen Kaffees voller Panik vom ihrem LCD Device riss und meinen Hinweis, es handle sich hier doch ausweislich um einen Tablet PC so gar nicht humorvoll aufzunehmen verstand. Der Besitzerstolz technikverliebter Damen ist nicht zu unterschätzen.

Mein durch und durch besitzloser Verstand stößt auch immer wieder an die Grenzen seines Humors. Zumal dann, wenn kleine Geräte sich ernsthaft einbilden, mir ihren Ablauf der Dinge aufzwingen zu können. Mich unbeirrt und unaufhörlich mit Fehlermeldungen bombardieren und zu keiner vernünftigen Diskussion fähig sind. Sondern sich im Falle unterschiedlicher Meinungen über das, was jetzt zu tun und was nicht zu tun wäre, quasi beleidigt abwenden. Und einfach jede weitere Leistung verweigern. In solchen Situationen konnte ich mich wiederholt davon überzeugen, dass zum Beispiel die Flugeigenschaften eines handelsüblichen, zeitgemäßen Mobiltelephons mittlerweile durchaus ausgereift und im Vergleich zu den Vorgängermodellen einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht haben. Meine Bitte an die Experten der Mobiltelephonindustrie wäre es nunmehr, sich verstärkt den Aufpralleigenschaften zuzuwenden. Schon als Kind habe ich diese 1000-Teile-Puzzles immer gehasst. Vor allem dann, wenn Teile fehlen. Zum Beispiel, weil sie irgendwo in Rasenflächen oder in Ritzen des Bürgersteiges verschwunden sind. Überhaupt. Experten.

Statt dass sich Heerscharen internationaler Germanisten mit reformatorischem Ingrimm darum bemühen, mich zu zwingen, gewohnt aneinandergeschmiegte Buchstabenkonstellationen künftig aus ein an der zu schrei ben, wäre es eine doch viel lohnendere Initiative, dem Wildwuchs seltsamer Akronyme an Deutschen Fahrkartenautomaten Einhalt zu gebieten. Gerät doch das liederliche Anersinnen, einen dieser kleinen, sakral gefärbten Orte mittels des öffentlichen Nahverkehrs zu erreichen, zunehmend zu einem munteren Ratespiel. Ob in diesem Falle denn nun die Kürzstform „St“, ein weniger kurzes „Skt“ oder gar ein spanisch inspiriertes „San“ zu wählen ist. Ob mit oder mit ohne Punkt. Man gebe sich nicht dem Irrglauben hin, ein ausgeschriebenes „Sankt“ wäre so etwas wie ein verlässlicher Rückzugsort allgemeinen Konsenses; die Schreibweisen variieren selbst am gleichen Automaten mit Wechsel des entsprechenden Verkehrsbetriebes. Da fällt es noch vergleichsweise leicht zu akzeptieren, dass ich eben jenem Automaten neben dem Fahrziel noch meinen Familienstand, meine Blutgruppe und meine Schuhgröße mitteilen muss, damit der für mich in dieser Stunde ausgeloste Fahrpreis errechnet werden kann. Und seit die Strafgebühr fürs Schwarzfahren an vielen Orten mittlerweile ebenfalls per Automat entrichtet werden muss, ist auch das keine wirkliche Alternative mehr.

Stets das Gleiche zu tun und dabei immer wieder ein anderes Ergebnis zu erwarten, ist eine der gebräuchlichen Definitionen von Wahnsinn. Was sich auf diese Art für manche Menschen nur in der Erlebniswelt streng ritualisierter Religionsausübung erschließt, bestimmt in zunehmendem Maße meinen Alltag. Soll doch etwa das jeden Tag millimetergenau wiederholte Streicheln eines Metallkastens mit einem kleinen Plastikstück mir eigentlich alle Wege in den beruflichen Alltag erschließen. Tut es aber eben nicht. Zumindest nicht immer. Der Katechismus der Dinge, die ich in festgelegter Reihenfolge und detailgenauer Choreographie vor einer Jury elektronischer Erkennungsgeräte abarbeiten muss, um nachzuweisen, dass ich ich bin, wuchert mit jedem neuen Gadget, dessen die Sicherheitsabteilung habhaft werden kann.  Die Prozesse sind mittlerweile so ausgeklügelt, dass ich zuweilen selbst schon an der Aufrichtigkeit meiner Existenz zu zweifeln beginne. Doch jeden Morgen wieder vollführe ich das gleiche Ritual in der wirren Hoffnung, wenigstens einmal das erwünschte Ergebnis auf Anhieb zu erzielen. Mit dem gleichen Erfolg, den wiederholte Rituale bei Frauen haben. Wahrscheinlich steckt doch ein tieferer Sinn dahinter, dass die meisten Stimmen der Geräte weiblich sind.

In meiner kleinen Wohnung habe ich einen Toaster, bei dem ich das Brot per Hand wenden muss. Eine Kaffeemaschine, bei der ich gemahlene Bohnen und heißes Wasser in ein Glasgefäß gebe und diese Mischung dann dadurch wieder trenne, dass ich ein feines Stahlsieb herunterdrücke. Und ich habe ein Handrührgerät, das durch einen ausgeklügelten Zahnradmechanismus die manuell an eine Kurbel übertragenen Bewegungsimpulse in rasend schnelle Drehungen der Rührköpfe umzusetzen weiß. Oft treffen wir vier uns abends in der Küche, setzen uns für einen Augenblick zusammen und ich erzähle den dreien, wie wahnsinnig die Welt da draußen inzwischen geworden ist. Sie hören mir zu und spenden mir Trost. Manchmal glaube ich, sie sind die letzen, die mich noch verstehen.

Wie wird unser Held die zunehmende Verbreitung von WII, Kinect und Co. verarbeiten? Und wann bei einer Frau endlich einmal die richtigen Knöpfe drücken? Wir werden es nie erfahren. Weil wir gerade viel zu tief in eine scheinphilosophische Debatte mit dem Zigarettenautomaten verstrickt sind ...


(c) 2010 verkomplizissimus

Dienstag, 23. November 2010

Zwischen Pontius und Pilates

Nun sagt man, ein Indianer und ein starker Rücken kennten keinen Schmerz. Diese Erkenntnis allerdings mag aus einer Zeit stammen, in der hinterlistige Spätsommerböen einem noch nicht das Rigg aus der Hand zu reißen trachteten. Und sie sich – hält man denn dagegen – statt am Rigg eben an der Schulter- und Rückenmuskulatur des Haltenden schadlos halten. Zumindest dem Gefühl nach so gar nicht ohne Schaden. An der Schwelle zur Körperlichkeit können Gefühle zuweilen wahrlich hinderlich sein. Zumal, wenn man versucht, gerade wieder hoch zu kommen. Auf das Brett. Wasser kann im Frühherbst nämlich schon recht kühl sein.

Meiner Schulter ist diese freche Böe recht gut im Gedächtnis geblieben. Schultern können bei so etwas sehr, sehr nachtragend sein. Nach einigen Tagen und Wochen, in denen meine Körperhaltungen auf der Suche nach schmerzfreien Positionen mehrfach Fragen meiner Mitmenschen nach besonderen Formen des Yoga am Arbeitsplatz, Tai Chi beim Einkaufen oder dem Verlauf der Rekonvaleszens nach dem augenscheinlich so argen Motorradunfall provoziert hatten, war es also an der Zeit, medizinisch fachkundigen Rat einzuholen. Oder besser: gleich praktische Hilfe. Schon sprachlich lag es da nahe, mich in erster Instanz an einen Chiropraktiker zu wenden.

Nach kurz und schmerzvoller Untersuchung kam er dann auch gleich zu praktischen Ergebnissen: auch ihm ging es darum, etwas zu wenden. In diesem Fall meinen Oberarm, und das sowohl spontan als auch in recht unerwarteter Richtung. Unerwartet folglich auch die Wendung, welche die Dinge dann nahmen. Wer kennt ihn nicht, diesen netten, kleinen Reflex an der Patellarsehne, der, ausgelöst durch ein putziges Gummihämmerchen, lustige Zuckungen im Bein verursacht. Es gibt jedoch auch diese anderen Reflexe, die komplexere Bewegungsabläufe nach sich ziehen. Wie zum Beispiel eine spontane Ausstreckbewegung des linken Armes mit halber, schwunghafter Drehung des Oberkörpers, welche die wachstumsbedingt am Ende des Arms befestigte und reflexbedingt zur Faust geballte Hand annähernd mit Schallgeschwindigkeit an das Kinn eines am anderen Arm drehenden Chiropraktikers annähert.

Eine Weile tauschten wir danach in ruhigem Gespräch eine Reihe fundierter Argumente aus. Um ehrliches Verständnis bemüht, sah ich es meinem Gegenüber nach, dass wiederkehrende Worte wie „Strafanzeige“, „Schmerzensgeld“ und „gerichtliche Klärung“ durch die bedrohlich anwachsende, farbenfrohe Schwellung seiner Gesichtsmuskulatur zunehmend nur genuschelt hervorgestoßen wurden. Ich führte hingegen an, dass es sich hier ganz klar um eine zwangsläufige und nicht zu unterdrückende Reaktion meines Körpers gehandelt habe – eben einen Reflex. Dies ließe sich wissenschaftlich allein schon durch die Reproduzierbarkeit des Geschehenen nachweisen. Kooperativ, wie ich nun einmal veranlagt bin, bot ich mich auch bereitwillig an, sofort den Nachweis darüber durch präzise Wiederholung der Abläufe der letzten dreißig Sekunden gleich hier zu erbringen. Er sah davon ab. Und schickte mich stattdessen zu einem befeindeten Orthopäden.

Arztbesuche können mitunter Seltsames bewirken. Ich weiß das und bin darauf gefasst. So wunderte ich mich nur wenig, als mich im Zuge der Behandlung beim Orthopäden Erinnerungen an manch kindlich-idyllischen Fernsehnachmittag geradezu überschwemmten. Auslöser dafür mag das spritzenartige Instrument gewesen sein, mit dem der gute Mann mich augenscheinlich ich die Schulter zu stechen beabsichtigte. Der Moment, in dem ich das letzte Mal ein vergleichbares Werkzeug zu Gesicht bekommen hatte, war, als James Harriot es aus seiner Doktortasche nahm, um eine Kuh zu impfen – in der von mir seinerzeit heißgeliebten, englischen Serie „Der Doktor und das liebe Vieh“. Mein schüchtern vorgebrachter Hinweis, in der guten, alten Zeit, in der die Kirche noch etwas zu sagen hatte, seien Menschen, die andere mit Nadeln stechen, gern und öffentlich auf Scheiterhaufen verbrannt worden, schien wenig Eindruck auf ihn zu machen. Mehr Eindruck auf mich hingegen machte die langsam an der Vorderseite meiner Schulter hervortretende Ausbeulung, unter der sich immer deutlicher die Spitze der mir rückwärtig eingerammten Injektionsnadel abzeichnete. An sehr viel mehr Einzelheiten dieser Behandlung erinnere ich mich nicht.

Geweckt wurde ich durch die laut geführte Unterhaltung meiner nächsten Angehörigen, die, um die Liege versammelt, auf der zu weilen ich nach einer Weile festzustellen begann, unvereinbare Meinungen über die Aufteilung meines Erbteils austauschten. Dass ich mich aktiv in diese Auseinandersetzung einzumischen begann, wurde von allen Beteiligten als weniger unterhaltsam empfunden. Wahrscheinlich deshalb kam man überein, mich – zur endgültigen Klärung der Angelegenheit – an einen anderen Orthopäden weiterzureichen.

Dieser Mann war ein Photofetischist. Ich habe seit diesen Tagen eine Menge an Stromkosten gespart, denn die im Zuge der Röntgenaufnahmen von mir absorbierte Radioaktivität versetzt meinen Oberkörper bei Dunkelheit in ein schwaches Glimmen, das als Leselicht für abendliche Bettlektüre vollkommen ausreicht. Wie sehr dieser Mann seinen Beruf liebte, ließ sich leicht daran ablesen, wie seine langen, verklebten Haare im Gleichklang mit seiner Bleischürze herumwirbelten, während er immer wieder die Röntgenkamera in neue Positionen brachte und mich mit Rufen wie „Ja, Baby, streck sie mir entgegen, ja, das ist gut so ... yeah, und jetzt reck Dich ein bisschen, nimm die Arme hoch ... ja, so ... Klasse, Baby, so liebt es die Kamera ... ja, bleib so!“ anfeuerte. Letztens fand ich einige Bilder, die diesen Aufnahmen verdächtig ähnlich sahen, per Zufall auf einer zwielichtigen Internetseite wieder, doch ich hätte per Kreditkarte und unter Beibringung etwa eines Jahresgehaltes den Premium-Zugang kaufen müssen, um das anhand einer vergrößerten Ansicht genauer prüfen zu können. Es ist erschreckend, zu welchen Verzweiflungstaten sich Ärzte angesichts der immer weiter fortschreitenden Reform des Gesundheitswesens hinreißen lassen müssen.

Der nächste Orthopäde verordnete mir Fango, der übernächste Eispackungen. Ich sollte meine Schulter wahlweise durch Eingipsung in den absoluten Ruhezustand versetzen oder mich noch diesen Nachmittag bei einem Ruderclub anmelden. Ein echtes Highlight hingegen war der irgendwann von irgendwem verordnete Besuch bei der Krankengymnastik.

Gut, ich hätte vielleicht eher Verdacht schöpfen sollen, als ich die Wendeltreppe in den Behandlungskeller hinabstieg. Holzfackeln warfen wirre Schatten auf die dunklen Mauern und Moder lag in der Luft. Doch da war das schwere Eichentor hinter mir schon mit angemessenem Knarren in sein schweres Schloß gefallen. Außerdem fand ich die mir zugeteilte Physiotherapeutin eigentlich ganz adrett, auch wenn mich die hohen Absätze ihrer Stiefel und die ab und zu unter dem weißen Behandlungskittel hervorblitzende Ledercorsage weiter misstrauisch stimmten. Das Klicken der Metallschellen, mit denen sie mich an der Wand des Behandlungszimmers ankettete, ging freundlicherweise in den Schreien unter, die aus den Nebenräumen herüberdrangen. Verträumt schaute ich in das sanfte Kohlenfeuer, in dem die glühenden Eisen vorbereitet wurden – offenbar für die verordnete Wärmebehandlung – und fragte mich noch, wie hoch wohl der zuzuzahlende Eigenanteil hinsichtlich der Rezeptgebühr ausfallen würde. Als ihrerseits meine Physiotherapeutin begann, ausfallend zu werden. Ich werde diese ausgefallene Behandlung nicht so schnell vergessen. Auch, wenn ich die anderen fünf auf dem Rezept vermerkten Termine dann doch lieber habe ausfallen lassen.

Gerettet hat mich schließlich der von irgendeiner Stelle an irgendeinem Punkt irgendeiner Behandlung geäußerte, dringliche Vorschlag, ich solle doch ein Fitness-Studio besuchen. Das habe ich dann auch getan. Dort haben sie am Eingang diese sich automatisch öffnenden Glastüren – von der Sorte, die mich so gern zu ignorieren pflegt. Mit voller Wucht ihrer mechanischen Gewalt traf mich eine dieser Türen, die plötzlich meinte sich schließen zu müssen, als ich mitten beim Hindurchgehen war. Natürlich genau an der Schulter. Und muss dabei anscheinend irgendetwas wieder eingerenkt haben. Man mag also von der modernen Schulmedizin halten, was man mag – geholfen hat sie am Ende ja schließlich. Schließlich im wahrsten Sinne des Wortes. Und das ist es doch, was zählt, oder?

Wird sich unser Held nun gleich wieder – allen drohenden Herbststürmen trotzend - aufs Brett wagen? Oder konnte seine Physiotherapeutin ihm dann doch ein gänzlich anderes Konzept der Freizeitgestaltung nahebringen? Wir werden es nie erfahren. Schließlich. Sind wir viel zu sehr damit beschäftigt, unsere Zeit in Wartezimmern totzuschlagen ...


(c) 2010 verkomlizissimus

Im Netz der Abhängigkeiten

Als Verfolger eines an sich eher polytoxischen Lebensstils gibt es hinreichend Gelegenheiten, sich an selbstgebastelten Fremdbestimmungen in meinem Alltag zu erfreuen. Wenn ich daran denke, was mir an Erlebnissen hätte entgehen können, wäre ich nicht gegen vier Uhr in der Früh in die Not geraten, nach einer noch geöffneten Tankstelle zu suchen, um Nikotin oder Koffein zu erwerben ... mein Leben wäre an manchen Stellen gewiss anders abgebogen, als es das tat. Möchte ich diese Momente missen? Ich will sagen: überwiegend wohl ja. Versuche ich doch ansonsten tapfer, mein Leben so weit irgend möglich selbst in der Hand zu halten und wo immer es geht zu vermeiden, von irgendetwas oder irgendjemandem abhängig zu sein. Und sei des nur der Schönheitsschlaf eines Tankstellenbesitzers.

Um wie vieles schlimmer dann die Erkenntnis, wenn sich insgeheim etwas eingeschlichen hat, das meinen Alltag fester im Griff hält, als mir zunächst bewusst war. Bis jetzt den dunklen Kreislauf der Beschaffungskriminalität vermieden zu haben steht auf der einen Seite. Die eigene Komfortzone durch ständige Verfügbarkeit grundlegender Ressourcen unbotmäßig auszudehnen, auf einer anderen. So wird uns doch erst im Schlund eines Vulkans, am Grunde des Ozeans, in erdnaher Umlaufbahn oder bei einem Behördengang auf einen Donnerstagnachmittag klar, dass die Luft, die wir atmen, eine wertvolle wie auch zuweilen knappe Ressource ist. Luft sollte uns allerorten umgeben und ist im besten Falle weitgehend unsichtbar sowie geruchs- und geschmacksneutral. Damit kommen wir dem eigentlichen Thema zaghaft einen Schritt näher.

Meine vom Wirtschaftlichkeitswahn gebeutelten Kunden („Es wird gespart, koste es, was es wolle“) treibt es zwar in der Regel nicht in Behördenräumlichkeiten, ansonsten aber durchaus immer häufiger an die Randzonen menschlicher Zivilisation. Legosteingleich zusammengesteckte Containermodule, die sich – fern der großen Städte - harmonisch in Auenwiesen, ausgedehnte Waldgebiete oder touristisch wenig attraktive Küstenregionen schmiegen, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Und reißen selbst den geübten Berater aus dem gewohnten Reisetrott. Ergänzen zum Beispiel Outdoor-Kleidung, Ein-Mann-Zelt und Gummistiefel in seiner Garderobe und pures Abenteuer auf seiner Wochenagenda. So weit, so gut.

Dass Firmennetzwerke in der Regel für anrüchige Seiten, auf denen Menschen vorrangig Nachrichten miteinander auszutauschen pflegen, gesperrt sind, folgt der Logik der Legosteincontainer. Dass mein ohnehin fragiles, fragmentiertes und spärliches soziales Netzwerk vital auf eben diese Seiten angewiesen ist, folgt wiederum der Logik des Beraterdaseins. Interessenausgleich schaffen hier in der Regel die Breitbandangebote der um die Legosteinenklaven angesiedelten Containerhotels. Zumindest sollten sie das. Schlimm wird es erst, wenn sie fehlen. Und durch anheimelnde, familiengeführte, schmucke Pensionen ersetzt werden, die seit urerdenkllichen Zeiten fahrenden Ochsenhändlern, übernächtigten Zechern oder reisenden Versicherungsvertretern Herberge geboten haben. Wasser wird auf Wunsch in Holzeimern aufs Zimmer gebracht und die einzige Form von Netzzugang, von der man hier jemals gehört hat, ist weiter unten im Dorf beim Flewmaker zu finden. Der würde jetzt schon in der dritten Generation die Fischer der Umgegend mit Arbeitsgerät versorgen. Gewiss seien sie einwandfrei. Ob sie aber auch IBM-kompatibel sind, sei nicht überliefert. Zum Glück und zur Not habe ich auch noch ein Dell-Notebook dabei.

Doch ein Notebook, gleich welcher Herkunft, bleibt ohne Netzzugang eben nur ein Rechner. Und ungefähr so kommunikativ wie ein Badezimmerspiegel. Man kann Solitär spielen, an seinen Memoiren oder dem Buch schreiben, dass man doch schon seit zwanzig Jahren im Kopf hat, oder es nebenbei für die Dinge nutzen, für die einen der Arbeitgeber eigentlich bezahlt. Doch ich habe ein Recht auf Freizeit. Ein Recht auf Sozialleben. Und ich habe ein Smartphone.

Die Erinnering an jenen Monat, in welchem meine Mobiltelephonrechnung den kühnen Sprung weit in den vierstelligen Euro-Bereich hinein wagte, ist einer jener Momente, die mich mein Leben lang begleiten werden. Der genauere Blick in die Rechungsdetails offenbarte, dass für jede im befreundeten Ausland hergestellte Internetverbindung eine kleine, verschmitzte Gebühr erhoben wurde. Die nicht weiter erwähnenswert gewesen wäre, an sich. Würde mein Telefon zwecks Abfrage meiner E-Mails nicht etwa alle 20 Sekunden eine Internetverbindung herstellen. Und das ca. 24 Stunden am Tag. Angesichts dieses Grundrauschens fielen die Datenübertragungskosten von mehreren Euro pro MB fast gar nicht mehr ins Gewicht. Meinen Kunden rate ich stets und gern, aus Performance-Gründen ihre Webseiten leicht und schlank zu halten. Selten war mir so klar wie in diesem Moment, wie sehr ich damit wirklich recht hatte.

Seit dieser Disziplinierung bin ich brav und deaktiviere im Ausland die Datendienste meines Mobilfunkproviders. Das ist kein leichter Schritt, raube ich damit doch meinem Telephon so ziemlich alles, was es vom Grunde her „smart“ macht. Wer sich an die Szene im Film „2001 – A Space Odyssey“ erinnert, in welcher Dave (mit – zugegeben – besseren Gründen als ich) HAL 9000 die Platinen aus dem Leib reißt, weiß, wovon ich hier schreibe. Nach drei Tagen ohne Kontakt zur Außenwelt bewegte sich meine Stimmung folglich irgendwo zwischen Ligeti und Strauß-Walzern. Zu dumm, dass ich mich die meiste Zeit meines Lebens im Ausland aufhalte. Nach Stunden sinnlosen Dahinmeditierens über den weißen Bildschirm meines Laptops erschreckte mich der Blick in den wirklichen Badezimmerspiegel. Verloren starrten mich zwei blutunterlaufene Augen aus einem graufahlen, weißfleckigen Gesicht an. Ein eilends angestellter Vergleich mit meinem Passphoto legte Zweifel nahe, doch die Synchronizität von Bewegungsabläufen trat den erschütternden Beweis an, dass tatsächlich ich es war, der mir da entgegenstarrte. So konnte es nicht weitergehen.

Mit zitternden Fingern und kaltem Schweiß auf der Stirn tippte ich im Fieberrausch die Tastenkombinationen, welche die Datendienste meines Telephons wieder aktivierten. Geld ist sowieso nur virtuell und kann angesichts der wirklich entscheidenden Dinge des Lebens zu einer so nebensächlichen Sache werden. Endlos zogen sich die Millisekunden dahin, bis endlich das kleine, vertraute, so lieb gewordene „Ich bin online“-Symbol im Display auftauchte. Erschöpft sank ich in die fremden Kissen des Hotelbetts zurück. Mit jedem Pieps, der vom Eintreffen einer neuen E-Mail kündete, durchflutete mich eine neue Welle aus Dopamin und Serotonin. Die verhärteten Muskeln meines Gesichts deformierten sich mehr und mehr zu einem seeligen Lächeln. Etwa eine halbe Stunde hielt dieser Zustand an und brachte wieder ein wenig Farbe in mein Gesicht.

Bis ich begann, die E-Mails zu lesen. Fast alle benachrichtigten mich über neu erschienene Blogs, für die ich einst ein Abonnement angenommen hatte. Nur. Dass sich die mit dem Mails verschickten Links auf eben diese Blogs nicht öffnen ließen. Zumindest nicht von meinem Telephon aus. Etwas kaltes fasste nach meinem Herzen. Ich öffnete den kleinen Browser im winzigen Display; rief meine eigene Seite auf. Gut. So konnte ich lesen. Nicht nur meine Seite, auch die mancher meiner virtuellen Freunde. Zumindest derer, die ihr Profil nicht nur für ebensolche öffneten. Denn ich bin ein eher bequemer, mitunter sogar zur Faulheit neigender Mensch. Somit lag mein Passwort, akkurat kryptographiert, in den Niederungen meines Laptops verborgen. Weniger hingegen in den Niederungen meiner Gehirnwindungen. Angeblich ist es ja so, dass ein Mensch niemals auch nur ein kleines Detail, das sich einmal in das Geflecht seiner Neuronen eingeflochten hat, wirklich vergessen kann. Ich wage das zu bezweifeln. Einloggen konnte ich mich also nicht.

In meiner Jugend gab es einen recht einprägsamen Fernsehspot, der für einen mit Kohlensäure versetzten und in Dosen abgefüllten Eistee warb. Er zeigte einen in wüstenhafter Umgebung bis zum Kinn eingegrabenen Gefangenen, dessen haarloses Haupt in der Sonne sengte. Ein sadistischer Wärter steckte vor seinen Augen eine eben dieser Dosen in den Sand und zwang ihn, den Text auf dem Etikett laut vorzulesen. Mit dem letzten Satz („Schmeckt eisgekühlt am besten!“) wurde die Dose geöffnet, aus dem Bild entfernt und man konnte die Mimik des Eingegrabenen beobachten, während er – wie der Zuschauer - den Schluckgeräuschen des Dosenöffners lauschte.

Ich fühle mich diesem Mann sehr nahe. Wandere betrübt in den Abendstunden an der stürmisch-pitturesken Küste Englands entlang und freue mich, dass sich hier das Pfandsystem noch nicht durchgesetzt hat. Denn so sende ich Flaschenpost um Flaschenpost. Rettet mich. Ich heiße ... und bin online-süchtig. Ich stecke mitten drin im Netz der Abhängigkeiten. Oder eben gerade nicht.

Wird unser Held den Sprung in den Kanal wagen und sich so in die vierstellige Euro-Zone retten können? Oder entführen ihn die Meerjungfrauen auf eine Odyssee in Meeren aus Dopamin und Serotonin? Wir werden es nie erfahren. Denn wir haben erst mal eine Menge abonnierter Blogs, die wir lesen und die wir kommentieren wollen ...


(c) 2010  verkomplizissimus

Auf acht Beinen ins Nirwana

Der Buddha lehrt, mit Entlarvung des „Ich“ als Täuschung sei der Geist des Menschen in der Lage zu erkennen, dass er selbst es ist, der frei den Raum unserer Wahrnehmung durchdringt und phantastische, verspielte Dinge hervorzubringen vermag. Der Zustand der Erleuchtung lässt uns erkennen, dass es zwischen dem Selbst und den Dingen, die uns umgeben, in Wirklichkeit keine Trennung gibt. Der Umstand, mich so radikal wie möglich von der mich aktuell umsurrenden Stechfliege abgrenzen zu wollen, mag ein Indiz dafür sein, wie weit ich noch von eben diesem Zustand der Erleuchtung entfernt bin.

Und überhaupt. Sechs Tage und Nächte verharrte Siddhartha unter seiner Pappelfeige (Ficus religiosa) bei Bodhgaya in tiefer Meditation. Ich schaffe es keine fünf Minuten, irgendwo auch nur auf einer Parkbank zu sitzen, ohne von Schwadronen schwer arbeitender Ameisen bekrabbelt, durch kundschaftende Wespen beknabbert und nebenbei von vermehrungswütigen, weiblichen Wesen blutrünstig ausgesaugt zu werden. Männliche Mücken stechen nämlich bekanntermaßen nicht. Aber das nur nebenbei. Obschon sich also auf diesem Weg die Verbundenheit mit aller umgebenden Welt geradezu spürbar aufdrängt, mag sich ein Gefühl innerer Ruhe und Ausgeglichenheit so recht nicht einstellen. Was läuft da schief? Blicke ich auf die leblosen Reste der Mücken, Ameisen und anderer, vielbebeinter Ex-Lebensformen zu meinen Füßen, verfestigt sich die Gewissheit, gerade wieder um einige Reinkarnationen weiter zurückgeworfen worden zu sein. Wieso kann die Liebe, die ich für die Welt und alle in ihr lebenden Dinge empfinde, diese archaischen Reflexe nicht überwinden, die mich immer wieder töten, töten, töten lassen?

Was mich spontan an den Nachbarn vom Flur schräg gegenüber denken lässt. Der hatte ganz vergleichbare Reflexe bei mir ausgelöst, als er sich vor meiner Haustür mit treuem Dackelblick erkundigte, ob seine Waldtraut nicht zufällig mir zugelaufen sei. Er würde sie bereits seit Gestern vermissen. Waltraud ist eine in ihrer Spannweite (gefühlt) etwa siebenundzwanzig Zentimeter messende, illegal von ihm aus dem Amazonasdelta importierte Vogelspinne. Spinnen rette ich gemeinhin. Dieses, seit frühester Jugend antrainierte Verhalten hat mir schon den Respekt (und nächtlichen Hilferuf per Telephon) so mancher Dame eingebracht. Allerdings beschränkt sich dieses Schutzverhalten eher auf die hier ortsansässigen, natürlich vorkommenden Arten und Gattungen. Auch, wenn diese nur zu oft unter Sofas und Küchenschränken eben nicht vorkommen, sondern nachdrücklich auf ihrer dortigen Ortsansässigkeit beharren. Mit Spinnen verbindet mich die Hoffnung, dass diese wacker ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen und mich so von Zeit zu Zeit davor bewahren, um immer mehr Reinkarnationen nach hinten geworfen zu werden. Mit Vogelspinnen verbinden mich andere Dinge. Auf einer eher emotionalen Ebene. Und auch wieder mehr trennend als denn verbindend.

Mein Leben in der darauf folgenden Zeit hob sich deutlich von anderen Epochen meines dumpfen Daseins ab. Ganz ohne meditativen Geleitschutz (stundenlang mit geschlossenen Augen auf dem Boden zu sitzen erschien mir in jenen Tagen eher weniger angemessen), waren meine Sinne aufs Äußerste geschärft und auch den geringsten Eindrücken der Umwelt gegenüber – mag es nun ein leises Rascheln oder eine flüchtig im Augenwinkel wahrgenommene Bewegung gewesen sein –  ungewöhnlich aufgeschlossen. Längst verloren geglaubte, soziale Kontakte erfreuten sich erneuter Belebung, bekräftigt durch den einen und auch den anderen, spontanen Besuch (außerhäusig) meinerseits. Und nicht immer wunderte man sich nur wenig, wenn aus einem spontanen „mal Vorbeischauen“ dann ein ausgedehnterer Übernachtungsbesuch wurde – aber hatten wir denn nicht so nett beisammen gesessen? Viel zu nett, um einen wundervollen Abend schnöde einfach abbrechen zu lassen und durch die dunkle, kalte Nacht nach Hause zu laufen. Es gibt deutlich schönere Dinge, die sich morgens neben einem unter der Bettdecke finden lassen als entlaufene Vogelspinnen.

Das klingt jetzt viel gefühlloser und egoistischer, als ich an sich veranlagt bin. Ehrlich. Mein Leben ist durch den Respekt und die Liebe geprägt, die ich dieser Welt und allen lebenden Dingen entgegenbringe. Auch, wenn beides mitunter bei Überschreiten einer Höchstbeinanzahl von vier einer harten Prüfung unterzogen wird. Und ich nur zu oft eingestehen muss, vor den Herausforderungen, welche das Leben mir in dieser Form summend und in unermesslicher Vielzahl entgegenschickt, zu versagen. Wenn auch mit schlechtem Gewissen. Voller Schrecken denke ich an die Tage zurück, in denen ich noch Mittel in Gebrauch nahm, die ich heimlich von Reisen in die Arabische Welt und tropische Regionen hierher geschmuggelt hatte. Dort frei verkäuflich, fallen sie hierzulande mindestens unter das Kriegswaffenkontrollgesetz. Doch zuzuschauen, wie der Chitinpanzer meiner kleinen, lästigen Mitkreaturen nach kurzer Besprühung in sofortige Auflösung überging, brach mir dann doch das Herz.

Und so war es auch mit der Freundin, bei der ich wahrlich nicht nur aus Eigennutz Schutz suchte. Also – nicht, dass ich sie je mit Mitteln besprüht hätte. Auch trägt sie eher selten einen Chitinpanzer. Allerdings war sie, als sich ehedem zarte Bande zwischen uns entwickeln wollten, nach mächtigem Getächtel zunächst vom Nachbarn schräg gegenüber an- und schließlich fast bei ihm eingezogen. Bis sie das mit den Vogelspinnen spitz bekam. Doch da war es für unsere frühe Beziehung schon zu spät. Und so, wie sich der Geist sein Universum schafft, habe ja vielleicht auch ich die entlaufene Vogelspinne geschaffen, um einen Anlass zu finden, erneut zart anzubandeln. Wie gründlich ich dabei vorgegangen bin (beim Erschaffen, nicht beim Anbandeln) mag man der Tatsache entnehmen, dass sich die Vogelspinne bis heute nicht wieder angefunden hat. Ich bin dann ausgezogen und habe mir neue Möbel gekauft. Wie lange sich der Nachmieter an der ihm überlassenen Einrichtung erfreuen konnte, bis er mutmaßlich von Waldtraut dahingemeuchelt wurde, ist nicht überliefert. Ebensowenig wie die Antwort auf die Frage, wie sich das potentiell auf Waldtrauts Karma und Reinkarnationsverhalten ausgewirkt haben mag. Wenn ich jetzt an meinen Ex-Nachbarn denke ... sicherlich nur positiv.

Denn - so schließen sich die Kreise des Lebens immer wieder von Neuem zu einem einzigen, großen Rad. Eine endlose Kette von Nachbarn, Beinahe-Freundinnen und Vogelspinnen. Ein Leben immer wieder fern von daheim, ein Erwachen unter immer wieder fremden Bettdecken. Das Verlangen nach Mitteln, die unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallen und die Reue danach. Noch und noch und noch einmal. Es sei denn – es sei denn, man entscheidet sich ganz einfach: bewusst dagegen. Vertreibt Stolz, Eifersucht, Anhaftung, Unwissenheit, Geiz und Zorn aus seinem Leben. Om mani peme hung. Und ab auf den Pfad der Liebe. Ob er mich nun tatsächlich bis nach Tibet führen wird? Zumindest gibt es nach Überschreiten der Baumgrenze wahrscheinlich wesentlich weniger Insekten, die einen beim Meditieren stören ...

Wird unser Held, auf welchem Pfad auch immer, Tibet jemals erreichen? Oder werden ihn die weiblichen Blutsauger zuvor vollends unter die Räder geraten lassen? Wir werden es nie erfahren. Denn dem Autor dieser Zeilen fällt gerade ein, dass er beim Einzug in diese Wohnung einige Möbel vom Vormieter übernommen hat und er schaut wohl besser ganz schnell mal nach, ob da nicht irgendwo ...


(c) 2010 verkomplizissimus

Waldfeen im Morgenlicht

Über weite Teile meiner Sozialisation der Literatur des 19. Jahrhunderts schutzlos ausgeliefert gewesen zu sein, hat schlimme Dinge mit meinem Frauenbild angestellt. Vermengt mit den handelsüblichen Einflüssen meiner Jugendzeit ergab sich so eine bizarre, psychologische Landschaft, irgendwo zwischen Dostojewski, Flaubert und dem Dr. Sommer-Team.

Soviel zumindest stand für mich fest: Frauen sind feenhafte Zauberwesen, die sich bevorzugt im ersten Morgenlicht an verwunschenen Waldseen treffen, um dort mit den Strahlen der aufgehenden Sonne in schwindenden Nebeln zu tanzen. In ihnen wohnen Anmut und Poesie, sie werden von zarten Gefühlen regiert und der G-Punkt ist der Pfad der Tugend auf der ritterlichen Suche nach dem heiligen Gral des weiblichen Orgasmus. Im Grunde hat sich daran bis heute nicht viel geändert. Bis vielleicht auf die Sache mit dem (mittlerweile auch von der Wissenschaft anerkannt) überbewerteten G-Punkt. Die Tugend kennt bessere Pfade. Auch ritterliche.

Es mag dem geneigten Leser sonderbar erscheinen, aber im Großen und Ganzen bleibt festzuhalten, dass mir dieses Frauenbild das Leben nicht immer leichter gemacht hat. Meine Biographie ist sozusagen gespickt mit dem dumpfen Geräusch, das eine Waldfee macht, die, von einem Sonnenstrahl zu hart getroffen, in einen dunklen, moderigen Tümpel plumpst. Schon meine erste Freundin gehörte eher zur Gattung der Langschläferinnen, war für Waldspaziergänge am frühen Morgen nicht recht zu haben und fand es angebrachter, ich würde ihr huldigen, indem ich ihr das Frühstück ans Bett brachte. Zum Glück bin ich ja ein flexibles Kerlchen.

Schlimmeren Schaden nahm mein unbescholtenes, seelisches Gleichgewicht bereits in jungen Jahren an anderen Umständen. Zum Beispiel dem, dass immer wieder gerade jene Damen, zu denen ich mich ausgesprochen hingezogen fühlte, ihrerseits scheinbar von den ausgesucht größten Idioten in meinem Umfeld angezogen wurden. Um von ihnen unumwunden und recht alsbald dann auch ausgezogen zu werden. Im bildlichen wie mit allen anderen Sinnen. Selbstkritisch wie ich veranlagt bin, stelle ich mich dem Vorwurf, in der Beurteilung meiner damaligen Mitbewerber nicht uneingeschränkt objektiv gewesen zu sein. Aber ich beschloss dennoch, auch die Werke des Leopold von Sacher-Masoch in meine literarischen Studien zum Wesen der Frau mit einzubeziehen. Anders als durch das nach ihm benannte Prinzip der „Venus im Pelz“ erschien mir das Verhalten dieser Damen nicht recht erklärbar.

Ich begann also, meine Studien über die literarischen hinaus auszudehnen und beschloss, mich künftig stärker der Empirie zu widmen. Zunächst einmal der neutralen Beobachtung. Zum Beispiel des Teilnehmerfeldes. Wie musste man sein, um das Streufeuer Amors auf sich zu lenken und nicht als Kollateralschaden zu enden? Zunächst waren da einmal all die abschreckenden Oberflächlichkeiten. Es schien wichtig zu sein, zu viel zu trinken, immer ein wenig zu laut zu sein und auch, sich ab und zu in körperliche Auseinandersetzungen mit anderen zu begeben. Mit fortschreitendem Alter gewannen auch Transportmittel – anfänglich frisierte, höhergelegte Krafträder, später wuschelige, tiefergelegte Kleinwagen – an Bedeutung. Und ich Trottel hatte Reitstunden genommen. Hielt ich doch die Verfügbarkeit eines Schimmels im rechten Augenblick für ein unverzichtbares Utensil im Ringen um die Dame des Herzens. Wenigstens knattern Schimmel nicht so laut, wenn sie sich fortbewegen.

Doch das alles war es nicht. Nicht im Kern. Das wurde mir klar, als ich meine empirischen Studien über die reine Beobachtung hinaus ausdehnte. Denn als ich erkannt hatte, wie erfolgreich sich tumbe Machos in manchen Momenten sentimentale Züge wie ein frisches Hemd überstreifen können, dachte ich mir, das müsse doch auch anders herum funktionieren. Und sollte anfangs recht behalten. Meine Attraktivität schien mit jeder Bemerkung über die Unfähigkeit einer Frau, vernünftig einzuparken, und mit jeder Sportübertragung, der ich sichtbar beiwohnen konnte, zu steigen. Selbst meinen geliebten Rotwein habe ich immer wieder stehen lassen und gegen eine Bierflasche von zweifelhafter Herkunft und Jahrgang eingetauscht. Allein ... ein nachhaltiger Erfolg wollte sich dennoch nicht einstellen. Ich brauchte Jahre, um schließlich dahinter zu kommen.

Woran es mir im Grundsatz mangelt, ist die tiefempfundene Gleichgültigkeit gegenüber der Seele einer Frau. Eben diese Gleichgültigkeit, die sich ganz selbstverständlich über alle emotionalen Gegebenheiten eines Tages hinwegsetzt und die abfälligen Bemerkungen über Einkaufsgewohnheiten von Schuhwerk von Herzen kommen lässt. Eben diese traumwandlerische Sicherheit, mit der sich Menschen wie Mario Barth oder Ingo Appelt auch über die intimsten Peinlichkeiten hermachen können, um dabei der Welt noch ihr lachendes Antlitz entgegenzustrecken. Und die Welt lacht mit. Vor allem die Frauen im Publikum. Fünf Minuten Unfähigkeit, nach zufälligem Hineinzappen in die Fernsehübertragung gleich wieder wegzuschalten haben gereicht, danach fünf Jahre Lyrik auf meiner Festplatte einfach mal zu löschen. Alles in meinem Leben war so offensichtlich schiefgelaufen.

Einmal schwanger, besteht die ganze Welt nur noch aus Menschen, die Kinderwagen schieben. Allerorten Frauen, die beim Anblick von Schuhen kreischen wie ehedem britische Teenies, wenn die Beatles aus dem Flugzeug stiegen. In allen Cafés dieser Welt nur noch Carries, Samanthas, Charlottes und Mirandas, die knackigen Bauarbeitern auf der Straße hinterherpfeifen. Denselben Bauarbeitern, die dann niedlich unbeholfen vor dem geöffneten Waschvollautomaten dilettieren, im Schlafzimmer zum südamerikanischen Zuchthengst mutieren, um dann brav am Frühstückstisch Witze über Frauen beim Autofahren zu reißen, bevor sie wieder ihrem harten Broterwerb nachgehen. Damit ihre Frauen wieder neue Schuhe kaufen können. Die Welt in Stereo. Typisch.

Zum Glück aber gibt es sie doch noch. Und waren sie nie fort. Denn sie sind überall. Und stecken in jeder Frau. Morgens treffen sie sich – heimlich – um ein bisschen im Nebel über den Waldseen zu tanzen. Schleichen als Nachtkatzen durch die Straßen, um Beute zu reißen und in die dunklen Verstecke ihrer Leidenschaft zu zerren. Küssen ab und zu ein Rosenblatt und mögen Gedichte. Sind selbstbewusst, stark, emotional - und immer wunderschön. Keine noch so schubladenkastige Fassade kann das überdecken. Zeit, das einmal wieder zu zeigen.

Mrs. Peel – sie werden gebraucht.



Wird Emma unserem Helden nun auf ihre einmalig charmante Art das Genick brechen? Oder ihn die Verleumdungsklagen frauenliebender Comedians in den Ruin treiben? Wir werden es nie erfahren. Wozu auch. Wir leben doch schließlich selbst genug ...


(c) 2010 verkomplizissimus

Kochende Leidenschaft

Gesegnet die Zeit, in der man mit selbstgespitztem Pfeil und Steinaxt auszog, sein Abendbrot zu erlegen. Maximaler Zubereitungsgrad einer Mahlzeit war vielleicht noch ein spontaner Garungsprozess durch wohlmeinenden Blitzeinschlag. Über Probleme mit elektrischen Dosenöffnern ist aus diesen Tagen zumindest wenig überliefert.

Weise Menschen weisen darauf hin, dass es oft Kleinigkeiten sind, an denen das Glück einer langen und friedlichen Beziehung hängt. Dazu gehört ein Badezimmer mit zwei Waschbecken und eine Küche, die so klein ist, dass nur eine Person zur Zeit in ihr kochen kann. Auf der anderen Seite wird der gemeinsamen Zubereitung von Mahlzeiten in vielen Beziehungsratgebern ein besonderer Stellenwert eingeräumt. Zumal in der Anbahnungsphase langer und glücklicher Beziehungen.

Wir lernen das in Amerikanischen Abenteuerfilmen: Haben der Held und das schöne Mädchen erst alle Fährnisse und Katastrophen gemeistert, sinken sie sich blutverschmiert, aber leidenschaftlich verliebt in die Arme. Erfolgt dann ein Kameraschwenk auf das nächstliegende Kaminfeuer, so hat dies im Übrigen weniger damit zu tun, die Jugend zu schützen, der man gerade neunzig Minuten lang vorgeführt hat, wie man Menschen umbringt, um ihr nun vorenthalten zu wollen, wie man denn welche macht. Nein. Das prasselnde Kaminfeuer soll vielmehr vom schmerzverzerrten Lächeln ablenken, wenn die Liebste sich nun gar zu fest an die frisch angebrochenen Rippen des Helden anzuschmiegen wagt. Wobei „frisch“ mir das rechte Stichwort liefert, um zum eigentlichen Faden meiner Erzählung zurückzufinden. Oder war es das linke? Egal.

Es sind böse Zungen, die behaupten, mein Faible für frische Zutaten sei vorrangig meinem Unvermögen geschuldet, mit dem Erfindungsgeist moderner Verpackungsingenieure Schritt zu halten. Noch immer geistert in meinem Bekanntenkreis die Mär von der widerspenstigen Konservenbüchse herum und werden hinter vorgehaltener Hand Aufnahmen gezeigt, die mich unter einem Panzer von Mullbinden und Gipsverbänden nur für Nahestehende erkennbar werden lassen. Die Geschwindigkeit und Durchschlagskraft, die eine gewöhnliche Dose Tomatenmark nach gezieltem Hieb mit einem Vorschlaghammer erreichen kann, wird immer noch landläufig unterschätzt. Dabei geht die wahre Gefährdung gar nicht von der Verhüllungswut der Lebensmittelindustrie aus. Sie schlummert vielmehr ungeahnt in den eher profanen Küchengeräten.

Im Gegensatz zur Französischen Cuisine, in welcher Dinge durch wochenlange Zubereitung nach verzwicktesten Methoden in Essbares verwandelt werden, schwören Italienische und Asiatische Küche darauf, nur beste Zutaten zu verwenden und so wenig wie möglich mit ihnen anzustellen, um ihren natürlichen, ursprünglichen Charakter nicht zu verderben. Entgegen meinem natürlichen, ursprünglichen und verdorbenen Charakter in Liebesdingen wende ich mich also in der Küche vom Französischen ab und im Allgemeinen eher dem Mediteranen zu. So viel zum Thema „böse Zungen“.

Schnell kam die hungrige Schöne, die im Zimmer neben der Küche ihrer Verköstigung harrte, hinzugeeilt, als ich gerade dabei war, zärtlich Tomaten zu vierteln. „Gibt es Überlebende?“, formte ihr süßer Kirschmund zur Frage. Erbleichend starrte sie auf das Gemüsemesser, welches fast bis zum Schaft in die Wand der Küchenvertäfelung eingedrungen war. Knöcheltief watete ich in den Eingeweiden unschuldig dahingemeuchelter Pomodore und lächelte sie beruhigend an. Ich bin nur an einer etwas zu harten Tomate abgerutscht. „Komm, ich geh Dir ein wenig zur Hand“, lächelte sie zurück. Zu betörend, um vernünftig zu sein und sie fortzuschicken. Weit, weit fort.

Verliebt filetierte ich meine Auberginen und konnte die Augen nicht von ihr wenden. Wie liebreizend sich kleine Kräusel um ihre Nasenwurzel bildeten, als sie besorgt meine Fingerspitze betupfte, die zunächst am Ende der Aubergine und nun um ein Haar gleich neben der letzten ihrer  abgetrennten Scheiben gelegen hatte. Der Aubergine. Nicht meiner Küchenfee. Mit sanftem Druck führte sie mich zur Spüle und zum Wasserhahn. Wobei „sanfter Druck“ nicht unbedingt die Begegnung zu beschreiben vermag, welche sich auf dem Weg dorthin zwischen der geöffneten Ofenklappe und meinem Schienbeinknochen ereignete. Sofern es geknackt haben sollte, war dieses im lauten Zischen untergegangen, mit dem mir selbige eine noch heute sichtbare Erinnerung an diesen Abend durch die Hose hindurch in mein Bein brannte. Meine bezaubernde Besucherin hatte alle Hände voll zu tun. Als sie resolut verkündete, ich müsse mich gänzlich meiner Hose entledigen, damit sie die Wunde besser versorgen könne, wusste ich, dass es kein grundsätzlicher Fehler gewesen war, sie nicht sofort aus der Küche herauszukomplementieren.

Immerhin gab mir der Moment, den sie in meinem Badezimmer nach dem Erste-Hilfe-Kasten kramte, Gelegenheit, kurz Wasser für die Pasta aufzusetzen. Gleich nach erster Berührung der Herdplatte bildeten sich erste Eiskristalle am Boden des Topfes. Das ist ja einer der Gründe, warum ich eigentlich eher Gasherde schätze. Hitze ist da, wenn man sie braucht – und sofort wieder weg, wenn man sie nicht mehr braucht. Leider war auch mein Gasherd eines Tages plötzlich weg. Und das, obwohl ich ihn doch eigentlich gerade in Gebrauch hatte. Mein Nachbar auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in dessen Wohnzimmer sich die meisten der Trümmerteile wiederfanden, schwört seit dem auch auf Elektroherde. Ich vermisse die Tage, in denen ich durch das Loch in meiner Küchenwand Tauben und Eichhörnchen gefüttert habe und bin nun meinerseits auf Kochen ganz ohne fossile Brennstoffe zurückgeworfen. Ist es wirklich das Atom, das unser aller Leben schöner macht und uns eine strahlende Zukunft beschert? Ich hoffte, mein Herd sei nicht durch einen kruden Rückkopplungsmechanismus mit der Quelle verbunden, an welcher der ihn betreibende Strom erzeugt wurde.

Solchen Gedanken nachhängend sott ich mittlerweile die Scaloppine in freischarrendem, linksdrehendem Olivenöl. Zärtlich schlangen sich von hinten zwei Arme um mich und begannen, an den Knöpfen meines Hemdes zu nesteln, zogen sich jedoch, von vorlauten Fettspritzern empfindlich getroffen, schnell wieder zurück. Ich wand mich von der Pfanne ab und meinem bezaubernden Gast zu – nicht zuletzt, um weiteren Brandblasen zwischen meiner Brustbehaarung aus dem Weg zu gehen. Die kleinen Verletzungen auf den schlanken Fingern meiner wunderschönen Florence Nightingale mit den Lippen tröstend, dabei – rein der Vorsicht halber – Unter- und Oberarme einer genaueren Untersuchung mit ebendiesen unterziehend, arbeiteten sich meine Küsse langsam, aber sicher in Richtung von Hals, Wangen und Weiterem empor.

Wer je etwas darüber gelesen hat, dass Pfannen mit brennendem Öl nicht unter fließendem Wasser gelöscht werden sollten, dem sei an dieser Stelle versichert, dass es sich dabei keinesfalls um eine dieser „Urban Legends“ handelt. Die so entstehende Stichflamme ist in etwa so beeindruckend wie die Nachhaltigkeit, mit welcher das Feuer danach um so munterer weiterbrennt. Es wurden also neben den  Scaloppine auch weite Teile meines Kücheninventars einschließlich der Hängeschränke und des sie umgebenden Tapetenwerks geröstet. Wir hatten uns dann dafür entschieden, eine Pizza zu bestellen. Und konnten sie schließlich sogar vom entsprechenden Boten entgegennehmen, der sich nach einiger Mühe seinen Weg durch die versammelten Hausnachbarn gebahnt hatte, die sich besorgt vor meiner Wohnungstür versammelt hatten.

Die Pizza ist dann allerdings kalt geworden. Voller Zärtlichkeit haben wir den Rest der Nacht gegenseitig unsere Wunden versorgt, nur einmal kurz – so gegen drei Uhr morgens – vom Nudelwasser unterbrochen, dass sich schließlich doch noch durchgerungen hatte, ein bisschen zu kochen. Oder auch ein bisschen mehr. Wir lagen da schon im schummrigen Licht des Wohnzimmers auf dem Sofa, lauschten dem Rumpeln und Zischen aus der Küche und träumten gemeinsam von den Geysiren Islands. Schließlich hatten die Amerikanischen Abenteuerfilme doch recht behalten. Diesen Abend lebend überstanden zu haben, schweißte uns auf einige Zeit glücklich zusammen. Auch, wenn ich den weniger glücklich zusammengeschweißten Herd am nächsten Morgen erst etwas mit Tesafilm und Paketband kleben musste, um Rühreier machen zu können.

Wie wird die bezaubernde Besucherin unseres Helden mit der Idee umgehen, dass dieser zum Rührei auch noch Brötchen aufbacken möchte? Und wird die heiße Leidenschaft dieser Nacht auch Morgen noch das Nudelwasser zum Sieden bringen? Wir werden es nie erfahren. Denn nie werden wir uns freiwillig wieder in die Nähe dieser Küche trauen. Schließlich sind wir ja nicht lebensmüde, oder?


(c) 2010 verkomplizissimus

Vom Wandeln in der Beständigkeit

Es gibt Augenblicke, die zur inneren Einkehr rufen. Nehmen wir diesen Moment, als mein drittliebstes, soziales Netzwerk mir glaubhaft versicherte, ich hätte alle Nachrichten, die ich in den letzten vierundzwanzig Stunden herausgeschickt hatte, an mich selbst gerichtet. Als grundsätzlich ohnehin zur multiplen Persönlichkeit neigender Mensch, der es schon als Erfolg feiert, morgens aus dem Bad zu kommen und insgesamt weniger als drei Zahnbürsten benutzt zu haben, stürzen mich solche Rückmeldungen in tiefere Sinnkrisen.

Ich neige dann dazu, mit der Welt im allgemeinen und mir im besonderen wie wild herumzuhadern. Wo es doch eigentlich nur den Verlust des Netzwerkcharakters und des sozialen Austauschs zu beklagen gibt (die Bannerwerbung funktioniert ja nach wie vor prächtig), schweifen meine Gedanken ab und verlieren sich in all dem, was verloren ging. Oder mir genommen wurde. Und mit welch fadenscheinigem Ersatz die Welt mir dann beizukommen versucht.

Denken wir zum Beispiel an die Zeit vor dem Frühstücksfernsehen zurück. All die verträumten Morgenstunden im kuschligen Bett, die wir uns durch Schauen der Telegymnastik vor Start des eigentlichen Programms verzaubert haben. Ich habe lange gebraucht, um diese, meine Lieblingssendung wiederzufinden. Und wie sehr sie sich verändert hat. Zum einen ist sie auf einen Sendeplatz nach 23:00 Uhr und zum anderen auf Randgruppensender wie DSF und DAS VIERTE verrutscht. Gut, ich gebe zu, dass die musikalische Untermalung gefälliger, die Trainingskleidung interessanter (sowie irgendwie auch flexibler) und die Form der (zumeist) Einzelpräsentationen insgesamt auch intimer geworden ist als früheres Gruppengeturne. Aber. Die Übungen. Meine Güte. Ich bin in meinem Eifer ja stets bemüht, wenigstens die leichteren Bewegungsabläufe mitzuturnen, was in Ermangelung von Billardtischen, Tennisnetzen und Whirlpools gar nicht immer so einfach ist. Wer denkt sich solche Requisiten aus. Aber die in Folge dieser Leibesertüchtigung aufgebauten Muskelpartien wirken an meinem ansonsten schreibtischarbeitsgestählten Beraterkörper irgendwie ... befremdlich. Immerhin erhalte ich in letzter Zeit oft Rückmeldungen darüber, dass meine Bewegungen weicher und „irgendwie runder“ geworden seien. Und morgens zum Aufstehen quält man mich dafür mit Börsennachrichten und Neuem aus der Prominentenszene. Herzlichen Dank.

Zum Glück gibt es, wenn die Welt sich wieder einmal viel zu schnell dreht, kleine Rückzugsmöglichkeiten. Meine habe ich von einem nächtlichen Spaziergang durch die Hansestadt Bremen mitgebracht, wo ich sie in einem Schuttcontainer vor der in Umbau befindlichen Wirtschaftsbehörde fand. Oder vielmehr „ihn“ - denn es handelt sich um einen kleinen, mit grünem Kunstleder bezogenen, vierbeinigen Schreibtischstuhl: so ein richtiger Stuhl, so wie ein Kind ihn malen würde, ohne Rollen, aber mit Armlehnen. Er hat gut und gerne seine vierzig Jahre Behördendienst geleistet. Kaum, dass ich in ihm Platz genommen habe, überkommt mich eine tiefe, innere Ruhe und Gelassenheit; von meinem Umfeld gern als mittelschwerer Anflug von Schläfrigkeit missverstanden. Sämtliche Einwirkungen der Außenwelt prallen an der beständigen Aura, die dieses Sitzmöbel umgibt, einfach ab und ich kann mich tieferen Meditationen zuwenden. Wenn ich dann wieder genug Kraft gesammelt habe, um mich aufzurichten (der Stuhl lässt mich das von sich aus spüren), sind unmerklich schnell drei bis vier Stunden vergangen und mein Geist wird – je nach Tageszeit - von konkreten Gelüsten wie Filterkaffee, Kantinenessen oder Heimweh geplagt. Da der Stuhl bei mir Zuhause steht und ich weder über eine Kantine verfüge noch meinen Kaffee mit Filtern herstelle, ist das der einzig kleine Nachteil, den diese Oase mit sich bringt. Aber irgendwas ist ja immer.

Seltsam genug, dass gerade dieser letzte Satz genau im Zusammenhang mit eben diesen Behörden und komplementären öffentlichen Anstalten bei mir gern seine volle Wirklichkeit entfaltet. Ich sollte dabei klarstellen, dass ich überhaupt nichts gegen Behörden habe. Zum einen wäre die Gefahr zu groß, dass ich es sonst auch anwenden würde, zum anderen schätze ich über die Maßen die augenzwinkernde Kreativität, die zum Beispiel für den grasblumigen Wildwuchs an Straßenrändern den amtlich korrekten Ausdruck „standortgerechte Spontanvegetation“ erfunden hat. Wer so etwas ausheckt, kann nicht recht bei Trost sein und genießt damit meine ungeteilte Sympathie. Immerhin gibt es in Behördenräumen beruhigend wenige Billardtische, Tennisnetze und Whirlpools. Und jeder Mensch braucht eine Aufgabe.

Zu meinen Aufgaben in diesem Leben gehört es augenscheinlich, Behördenangestellte vor echte Herausforderungen zu stellen, wofür sie sich dann in der Regel postwendend und ausführlichst revanchieren. Als Europäer, der irgendwie in der ganzen Welt zuhause ist, in einer norddeutschen Großstadt wohnt, seine Meldeadresse aber in einer eher strukturschwachen, ländlichen Gegend angesiedelt hat, mache ich es den armen Amtfrauen und -männern zugegebermaßen nicht immer einfach. Spätestens seit ich mit dem vorvorletzten Jahresausgleich um einen „Verlustvortrag aus entgangenen GmbH-Gewinnen“ ersucht hatte, hängt mein Konterfei schon beim Pförtner des Finanzamtes unter dem Tresen. Aus zuverlässiger Quelle wurde mir das damalige, dreiteilige Ersuchen um Amtshilfe bei der Oberfinanzdirektion zugetragen: „1. Was will der? 2. Wie geht das? Und 3. Darf der das?“ Ich versuche eben, den Aufgaben, die mir das Universum stellt, so umfassend wie möglich nachzukommen.

Kennenlernen durfte ich dabei allerdings auch – das darf nicht verschwiegen werden – eine umfassend reizende Finanzbeamtin in der Blüte ihrer Jahre, deren berufliche Ausrichtung in gewisser Weise zur sozialen Isolation geführt haben mag. Als ich in gewohnter Büßerhaltung vor ihrem Schreibtisch kniete und dabei beobachtete, wie sie kopfschüttelnd mit ihrem Kugelschreiber bald hier, bald dort etwas in den von mir vorgelegten Formularen zu bemängeln hatte, fiel mir zumindest auf, dass sie keinen Ehering trug. Abgestumpft durch die laute und oberflächliche Welt der Agenturparties, Filmfestivals und Fernsehempfänge begab ich mich auf die Suche nach subtileren Details, um ihr irgendetwas nettes sagen zu können. Vielleicht – ich gebe es gern zu – rechnete ich mir insgeheim aus, sie damit ein wenig milder stimmen und zumindest im Stillen ein wenig für meinen Antrag begeistern zu können. Selbst meinen Zauberstuhl hätte ich ihr vielleicht leihweise überlassen.

Ich hatte sie dann nur ein ganz klein bisschen weniger lieb, als sie mir lächelnd den Stapel Formulare zurückreichte. „Das müssen sie wohl alles noch einmal ganz neu schreiben.“ Eben genau wie meine Nachrichten bei myspace. Schön, dass es in dieser so schnellen Welt noch immer Dinge gibt, bei denen man sich darauf verlassen kann, dass sie sich niemals wirklich ändern werden.


Wird unser Held nun die Finanzbeamtin durch Vorturnen im Fernsehen gelernter Figuren beeindrucken können? Und wird er jemals wieder in der Lage sein, über myspace Nachrichten zu senden, ohne sie angeblich nur an sich selbst adressiert zu haben? Wir werden es nie erfahren. Zumindest nicht über ein soziales Netzwerk, das sich viele, viele Käferchen als ihre Hängematte ausgesucht haben.


(c) 2010 verkomplizissimus (nach Diktat verreist)

Die universelle Sprache des Friedens

Menschen, die etwas Nettes über meinen Musikgeschmack sagen wollen, greifen in der Regel zu Worten wie „verschroben“ oder „originell“. Was kann denn ich dafür, dass die interessanteren Impulse der letzten Jahre eben eher aus Isländischen oder Portugiesischen Studios kamen und nicht aus den Chart-Schmieden Hollands oder Ibizas? Immerhin rechne ich mir hoch an, dass ich in dieser Angelegenheit – ob nun aus Resignation oder aus Dünkel – fast jeglichen Missionsgeist verloren habe. Das ist zum Beispiel ein Punkt, der mich deutlich von meinem Ex-Nachbarn unterscheidet.

Vielleicht sollte ich voranstellen, dass ich Musik liebe. Von ganzem Herzen. Ob ich sie höre, tanze oder selber spiele – ein Leben ohne Musik ist für mich nicht auszudenken. Oder zu halten. Was wäre denn auch zu halten, von einer Welt ohne Depeche Mode? Was wären meine depressiven Phasen ohne den entsprechenden Soundtrack von Fehlfarben bis Schostakowitsch gewesen? Was diese Nächte einst, im Sommer, ohne Marvin Gaye oder die Lieder von Omar? Oder mein Leben ohne Múm oder Beth Gibbons?

Anders als mein Ex-Nachbar allerdings konnte ich mir einen sonnigen Sonntagmorgen ohne Schärrischärrileyhdie (Modern Talking, und: nein, kein Link!) wiederum sehr gut vorstellen. An dieser Stelle trat aber eben jener Unterschied in Sachen des oben angesprochenen Missionsgeistes deutlichst hervor – denn seine Liebe zu diesem Lied wollte er teilen. Und das gleich mit der ganzen Welt.

Ich bin ein eher friedfertiger Mensch. Die Leute kennen mich als sanftmütigen Charakter; manche meinen, ich sei im Allgemeinen immer viel zu nett. Würde zu vieles verzeihen, für zu vieles Verständnis haben. Nun – diese Leute haben mich noch nicht in einem Augenblick erlebt, in dem Modern Talking in der vierten Wiederholung des gleichen Liedes mit ca. 130 Phon aus dem Ghettoblaster vom Nachbarbalkon auf meinen gesunden Menschenverstand einprügelt. Ich ging zu meinem CD-Regal.

In der Vergangenheit konnte ich mit den komplizierten Melodien und rhythmischen Verläufen von Jethro Tull beachtliche Erfolge erzielen. Doch erschien mir das zu subtil. Vielleicht ein schönes Liebeslied? „Love me like a reptile“ von Motörhead kam mir in den Sinn. Doch nein, dieses Album war als Souvenir in den Besitz der jungen Dame gewandert, die ich in diesen Sturm- und Drangzeiten auf diesem einen Konzert ... kennengelernt hatte. Dort. Das war die CD, nach der ich gesucht hatte. Charles-Marie Widor, Symphonie Nr. 5, Opus 42 in F-Dur ...

Ich schob meine Boxen mit den Lautsprechern zur Wand ein wenig weiter in Richtung Nachbarswohnung, den Bassregler meiner Anlage ein wenig weiter in Richtung Anschlag und wählte den fünften Satz. Er beginnt so klang- und stimmungsvoll. Bis nach kurzem piano die gesammelte Gewalt der etwas größeren Pfeifen der Orgel von Westminster Cathedral einsetzt ...

In Modern Talkings stumpfrhythmisches Stampfen hatte sich ein neuer Ton gemischt. Es dauerte einen Augenblick, bis ich realisierte, dass es sich dabei um Schläge mit einem stumpfen Gegenstand handelte, die offenbar gegen meine Haustür ausgeführt wurden. Vielleicht waren es auch Tritte, so genau konnte ich das bei all der Lautstärke nicht hören. Welcher Bote mit welcher frohen Kunde mochte es sein, der da so früh am Sonntag vor meiner Türe stand? Ich konnte die Ungewissheit nicht ertragen und sah lieber mal nach.

Eigentlich hatte ich zu dem unter mir wohnenden Nachbarn ein recht ungetrübtes, auf gegenseitiger Nichtwahrnehmung beruhendes Verhältnis. Es waren eben jene etwas größeren Orgelpfeifen der Westminster Cathedral, die nicht nur seine Deckenlampe dem Wohnzimmertisch, sondern dadurch auch uns beide spontan näher zueinander brachten. Wir verständigten uns über einen Schreibblock, auf dem wir uns mit Edding unsere Botschaften zuwarfen. Soll jemand sagen, die Kunst der Konversation sei ausgestorben.

Nach kurzem Hin und Her bedeutete er mir, ich möge ihm in seine Wohnung folgen. Mit geübter Lässigkeit fegte er die Scherben von Deckenlampe und Glasplatte des Wohnzimmertisches vom Sofa, bedeutete mir, Platz zu nehmen und legte eine Videokassette ein. Vom Schreibblock las ich ab, dass es sich dabei um selbst zusammengeschnittene Szenen aus älteren Filmen handelte, und setzte das zweite Paar Kopfhörer auf, die er mir zugereicht hatte. Die von ihm gewählten Sequenzen waren ausgesuchte Klassiker aus älteren Horrorstreifen; immer zeigten sie, wie sich Dorfbewohner mit Fackeln, Mistgabeln und Dreschflegeln bewaffneten, um zum Haus des Monsters zu ziehen und die Regelung der Angelegenheiten in eigene Hände zu nehmen. Mir gefiel die Musik, mit welcher diese Szenen untermalt waren. Oben war man mittlerweile zu „Jurmeihartjurmeisool“ übergegangen. Ich sah mich um, ob der nette Nachbar von unter mir nicht auch irgendwo Mistgabeln und Dreschflegel vorhalten würde. Fackeln schienen mir angesichts des sonnigen Sonntagmorgens nicht angebracht. Doch – ach – wie weit hat sich der Stadtmensch von heute doch von seinen ländlichen Wurzeln entfernt. Wir einigten uns auf die doppelläufige Schrotflinte, nicht zuletzt deshalb, weil sie wahrscheinlich einen schönen Klang hat.

Das Handgemenge an der Wohnungstür neben der meinigen, taktvoll untermalt von „brasserluiluilui“, war kurz, brutal und erfolgreich. Wir erbeuteten nicht nur das im Abspielgerät befindliche „Best of ...“-Album, sondern konnten ebenso diverser Soloalben der Herren Anders und Bohlen habhaft werden und diese der kontrollierten Sprengung an einem abgelegenen Ort überführen. Stereoanlage, tragbares Abspielgerät und verdächtige Unterhaltungselektronik wurden im Mehrzweckraum der Wohnanlage im Keller unter allgemeine Bewachung durch die Hausgemeinschaft gestellt. Zeugenaussagen der umliegenden Nachbarn sprachen uns von jeder Beteiligung oder anderen Formen schuldhaften Verhaltens frei. Die Bisswunde in meiner linken Ohrmuschel konnte mit nur sieben Stichen genäht werden und mein Wohnungsnachbar ist dann auch alsbald ausgezogen. Aus beruflichen Gründen, wie es hieß. In der heutigen Zeit heißt es, flexibel zu bleiben.

Auch meine neue Nachbarin von nebenan ist sehr musikbegeistert. Offenbar geht sie in ihrer Leidenschaft noch weiter als ich, denn sie bezieht neben Hören, Tanzen und Spielen auch die Musiker selbst noch in ihre Zuneigung mit ein. So zumindest lässt es sich aus der Veränderung der Art von Tönen, wie sie nach gemeinsamen Proben von nebenan nun in meine Wohnung dringen, zweifelsfrei erahnen. War es zunächst ein Violinist, den sie zärtlich am Klavier (und später auch ohne) begleitete, ist sein Nachfolger anscheinend Cellist. Ich übe mich seit Neuestem im Spiel der Querflöte. Schließlich habe auch ich meine Phantasien. Und liebe Musik. Wirklich.

Wird die neue Nachbarin unserem Helden die Flötentöne beibringen? Oder erwischt ihn doch zuerst der Untermieter mit der Mistgabel? Wir werden es nie erfahren. Schließlich sind wir viel zu sehr damit beschäftigt, an abgelegenen Orten zweifelhafte Tonträger zur kontrollierten Sprengung zu bringen ...


(c) 2010 verkomplizissimus

Gestohlene Ware ist vom Umtausch ausgeschlossen

Jeden Tag gelingt es millionenfach, Menschen schadhafte Gebrauchtfahrzeuge, überteuerte Sparverträge oder unnötige Versicherungen anzudrehen. Woher nur kommt dann dieser vehemente Zweifel der Damenwelt an der Ehrenhaftigkeit meiner Absichten?

Der Einfallsreichtum, den die Natur an den Tag legt, um ihren genetischen Hackentrick in Sachen Geschlechtertrennung wiedergutzumachen, ist bewundernswert. Da blüht es, zirpst es, singt, ja blinkt und leuchtet es sogar allerorten. Blumen vergnügen sich mit Fluginsekten, Mollusken verfärben sich in allen Schattierungen des Regenbogens und Vogelmännchen führen seltsamste Tänze auf. Beim Menschen ist es im Grunde genau so. Und nicht nur dort; auch an anderen Orten.

Die dabei zur Anwendung kommenden Strategien sind so vielfältig wie die Natur selbst, wenn auch nicht unbedingt immer so einfallsreich. Vom Privileg, hinsichtlich der Balz nicht auf eine bestimmte, begrenzte Jahreszeit zurückgeworfen zu sein und die damit einhergehende Anpassung von Farbigkeit, Geruch und Tanzlaune relativ problemlos an- und ablegen zu können, wird allerorten ausgiebig Gebrauch gemacht. Menschen treffen sich auf Ansammlungen, tanzen wie wild zu Musik, die sie gar nicht mögen, oder betrinken sich an öffentlichen Plätzen. Manche suchen Clubs und Cafés auf, andere Parks und Abrissparties. Manche gehen ins Internet. Ich gehe einkaufen.

An kaum einem anderen Ort menschlicher Zivilisation lässt sich so unmittelbar die Wirksamkeit des Prinzips von Angebot und Nachfrage nachvollziehen wie in einem großstädtischen Supermarkt. Wobei natürlich eine ganze Reihe von Details zu beachten ist, die zwar keiner akribischen, aber dennoch einer sorgfältigen Vorbereitung bedürfen. Da wäre zum einen die Auswahl des Ortes. Es versteht sich, dass die kleinen Supermärkte in den überwiegend von jungen Familien bewohnten Neubausiedlungen in der Regel einen eher ungeeigneten Rahmen bieten. Auch Grossmärkte sind (schon allein wegen der distanzschaffenden Geländeeinkaufswagen, für die man am Eingang eine Fahrerlaubnis mindestens der Klasse II vorweisen muss) eher weniger geeignet, wenn man die Gänge zwischen Waschmittel und Konservendosen auf gedanklichen Frühlingspfaden durchwandeln möchte.

Doch noch entscheidender ist der Zeitpunkt. Die wöchentlichen Vormittage gehören den Hausfrauen, nachdem diese den Nachwuchs in Schule oder Kindergarten gebracht haben oder gleich von dort abholen werden. Frühe Nachmittage sind Pensionären, Studenten und den bunten Randgruppen unserer Gesellschaft vorbehalten. Zwischen 16:00 und 17:00 Uhr fluten die Angestellten öffentlicher Verwaltungen, nach 17:00 Uhr dann die arbeitende Bevölkerung die Supermärkte mit ihren Feierabendeinkäufen. Nun mag jeder seine ganz eigenen Neigungen haben. Ich schwöre auf die Zeit wochentags nach 20:00 Uhr oder – ein echtes Highlight – Sonnabend, späterer Nachmittag. Kurz: die Zeit, in der glückliche Familien ihr Zusammensein feiern und generell Menschen mit intaktem Sozialleben weitaus besseres zu tun haben, als ausgerechnet einkaufen zu gehen.

Sind Ort und Zeit richtig gewählt, geht es um ein Reihe kleiner, kaum wahrnehmbarer Details, die es nun noch zu beachten gilt. Einkaufszettel, zum Beispiel, wirken in den Händen von Männern schnell so, als sei man irgendwie hierher geschickt worden. Das schafft intuitive Barrieren. Leidet man – so wie ich – an einem desolaten Kurzzeitgedächtnis, kann Einkaufen ohne Zettel natürlich gewisse Nachteile mit sich bringen, fördert aber wiederum die Kreativität, wenn man später in seiner Küche steht und überlegt, was um alles in der Welt man denn nun aus diesem Sammelsurium an insgesamt Essbarem herstellen könnte. Entscheidet man sich am Eingang für Wagen oder Korb? Ein Korb sendet natürlich ein deutlicheres Signal (das ist sicher kein Familieneinkauf) und wirkt an sich dynamischer; auf der anderen Seite kann man sich an einem Einkaufswagen prima festhalten, wenn man einmal weiche Knie bekommen sollte. Manche schwören auch auf diese kleinen Kindereinkaufswagen, weil es angeblich irgendwie niedlich wirken soll, wenn ein sich für erwachsen haltender Mann mit einem solchen Hilfsgefährt durch die Gemüseabteilung tänzelt. Wahrscheinlich beruht das auf einer gekonnt austarierten Balance zwischen findiger Kreativität (die anderen Wagen waren wohl ausgegangen), männlichem Selbstbewusstsein (schau, wie wenig ihn das stört) und kindlicher Unbeholfenheit (ach schau mal, wie süß) und spricht so gleich mehrere Instinktebenen der Damenwelt an. Es sind die eher beziehungserfahrenen Damen, die man dadurch für sich gewinnt. Sofern ihre letzte Beziehung nicht dadurch begann, eben von einem Kindereinkaufswagen in den Knöchel gerammt zu werden. Wichtig bei dieser Vorgehensweise: unter den ersten Utensilien im Einkaufswagen sollte dann dringend eine Flasche guter Rotwein sein. Das regt die Phantasie an und macht relativ klar, dass nicht im nächsten Moment der eigentliche Fahrer des Wagens mit einer Tüte Gummibärchen in der Hand singend um die Ecke gehüpft kommt.

Überhaupt, der Inhalt des Wagens. Ihm kommt entscheidende Bedeutung zu. Aufbackbrötchen, zum Beispiel, wirken sich auf den Flirterfolg ungefähr so förderlich aus wie zwei fest montierte Babysitze auf der Rückbank eines Opel Astra Kombi. Alleinlebende Männer backen sich Sonntags keine Brötchen auf. Frauen haben ein Gespür für so etwas. Ähnlich verhält es sich mit Frauenzeitschriften. Will man sich also unbedingt den Schriftsatz der Gegenseite besorgen, sollte man das lieber heimlich in Bahnhöfen oder am Zeitungskiosk tun. Erstaunliche Erfolge hingegen erzielen WC-Reinigungsprodukte. Der tief in unserer Gesellschaft verwurzelte Chauvinismus macht es jedem selbstverständlich, dass kein Mann, der in einer Beziehung lebt, selbst WC-Reinigungsprodukte erwerben würde. Das ist zwar totaler Quatsch, gehört aber interessanter Weise zu den Signalen, die vor allem von besonders emanzipierten Frauen sofort wahrgenommen werden. Zudem illustriert man(n) so en passent ein grundsätzliches Hygieneverständnis und einen nicht unsympatischen Hang zur Reinlichkeit. Meine Freunde lassen sich gern von mir mit all den WC-Reinigungsprodukten versorgen, die ich von jedem Einkauf mitbringe. Verraten werde ich ihnen diesen Trick natürlich nicht.

Sofern diese Details Berücksichtigung finden, lassen sich Gespräche nicht nur leicht anbahnen, sondern sind gewissermaßen unvermeidlich. Hilfreich sind Grundkenntnisse in der Zubereitung warmer Mahlzeiten; vorteilhaft sind weitergehende Kenntnisse in der Verarbeitung von Rohmaterialien. In der Gemüseabteilung flirtet es sich angenehmer als über der Tiefkühltruhe oder vor Regalen mit Konservenbüchsen. Je exotischer die Zutaten in Einkaufskorb oder -wagen sich zusammensetzen, um so schneller ist das Interesse geweckt. Und wenn gemeinsames Kochen eines der schönsten Vorspiele für eine leidenschaftliche Liebesnacht sein kann, ist der Austausch von Rezepten oft schon purer Sex. Doch auch Vorsicht ist geboten.

Fiel mir doch letztens an der Fleischtheke ein Dame ins Auge, deren Gesamtauftreten bis hin zu einer, in gewisser Weise verzweifelten Kürze ihres Sommerkleidchens klar machte, dass jeglicher von ihr getätigter Einkauf an diesem Nachmittag eher ein Kollateralnutzen war denn ihre eigentliche Intention. Ich sprach sie quasi dadurch an, dass ich in ostentativer Selbstverständlichkeit EIN Stückchen Hähnchenbrust orderte. Wäre die Metapher nicht so platt, würde ich jetzt schreiben, dass sie auch sofort angebissen hatte. Plaudernd arbeiteten wir uns an der Milch- und Käseabteilung durch den Non-Food-Bereich bis zur Kasse vor. Als sie mir zwinkernd eine Familienpackung Kondome in den Korb legte, wünschte ich, ich hätte mich an diesem Tag für einen Einkaufswagen entschieden, an dem ich mich in diesem Augenblick hätte festhalten können.

Das piepsende Geräusch der Scannerkasse erinnerte mich an die Herzfrequenzmesser im Behandlungszimmer bei Dr. House – und so schreckte ich kurz auf, als dieses Piepsen unvermittelt ein Ende nahm und ich mit ermahnendem Blick der Kassiererin zur Zahlung aufgefordert wurde. Meine Hähnchenbrust-Prinzessin stand schon in der Tür des Supermarktes und winkte mir kokett zu, ehe sie um die Ecke bog. Hastig meine Einkäufe zusammengerafft folgte ich ihr nach. Ich fand sie – nach einigem Umherirren – auf einer Bank in einem Park um die Ecke, als sie nach und nach eine Reihe sündhaft teurer Kosmetikprodukte unter ihrem luftigen Sommerkleid hervorzauberte. Ein wenig verlegen lächelte sie mich an. „Weißt Du – bei Frauen in Begleitung eines Mannes gucken die meistens nicht so genau ...“ Wir haben an diesem Abend nicht mehr gekocht. Dafür war es einfach zu heiß ...

Ob unser Held wohl ausreichend Vanilleeis eingekauft hat, um dieses Wochenende zu überstehen? Wird er von seinem sechsmonatigen Umtauschrecht gebrauch machen? Wir werden es nie erfahren. Denn wir schwitzen derweil immer noch in der überlangen Schlange vor der Kasse des Grossmarktes ...


(c) 2010 verkomplizissimus

Haltbarkeitsdatum siehe Bodenblech

Wie jeder vernünftige Mensch arbeite auch ich jeden Tag daran, Karma abzubauen. Und doch erwische ich mich immer wieder dabei, Unmengen neuen Karmas auf mich zu laden. Bilder hungriger Kinderaugen verfolgen mich, wenn ich davor stehe Käsereste zu entsorgen, die so sichtbar abgelaufen sind, dass sie drohen, bald auf eigenen Füßen meinen Kühlschrank zu verlassen.

Spätestens seit ich mich einmal notgedrungen damit auseinandersetzen musste, an welchen Kennzeichen man ein Biotop erkennen kann und weiß, dass per Gesetz die Zerstörung eines solchen nur durch Schaffen entsprechender Ausgleichsflächen zu sühnen ist, fühle ich mich kriminell. Zum Beispiel, wenn ich die Reste eines ungegessenen Kopfsalates (immerhin in den Biomüll) überführe. Nur, weil ich wieder einmal mein Leben zu spontan gelebt habe und dann doch am Abend zuvor noch essen gegangen war. Ich verspüre einen gewissen Trotz in mir, dass sich mein Sozial- und potentielles Liebesleben einem rotten Stück Salat unterordnen soll. Doch schnell überwiegt das schlechte Gewissen, jahrelange Forschung in Sachen erdbodenfreier Gemüsezucht und schonender, radioaktiver Bestrahlung durch Niederländische Expertenteams einfach durch Nichtverzehr zu mißachten, als ich das, was sich Gestern noch in Form einer ernstzunehmenden Tomate darstellte, dem Kopfsalat hinterherschicke. Morgen werde ich mindestens einen Baum pflanzen müssen.

Ich gehe mit mir ins Gericht, ob ich zu leichtfertig mit den Segnungen unserer Überflussgesellschaft umgehe. Auch ich kenne Zeiten der Not und des Mangels. Erst letzte Woche, so entsinne ich mich, war außer zwei Scheibchen Knäckebrots, das nicht nur durch den hervorstechend aufgedruckten Preises von „1,59 DM“ bereits einen validen Grad an Museumsreife gewonnen hatte, nichts Essbares in meinen Vorräten aufzutreiben. Und wie um der Weisheit der Cree-Indianer Rechnung zu tragen, dass Geld an sich zum Verzehr weniger geeignet ist, tat eben jenes es meinen Vorräten gleich und beliebte, einfach mal so auszugehen. Ganz ohne mich. Ich hoffe, es hat sich dabei wenigstens trefflich amüsiert.

Ich stellte zwei Kerzen auf, klaute eine Geranienblüte aus dem Blumenkasten des Nachbarn, band mir eine Serviette um den Hals und schloss beim ersten Bissen genießerisch die Augen. Goethe ging mir durch den Sinn. Genauer gesagt: Faust I, Mephistos Monolog aus dem ersten Akt, Vers 1339 ff. - „... denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht ...“. Dieser Bissen Knäckebrot legte im Übermaße Zeugnis von genau dieser Vergänglichkeit ab, die allen Dingen der Schöpfung zu eigen ist. Ihr nachzufolgen erschien mir verfrüht. Kurzerhand entschied ich mich, dem kulinarischen lieber ein ästhetisches Vergnügen vorzuziehen und ließ die Scheibchen im sanften Sommerwind vom Balkon des vierten Stockwerkes zu Boden segeln. Mochten die Tauben ein reichliches Mahl davon haben.

Allerdings machten die Tauben nicht recht Gebrauch von dieser Gelegenheit. Auch heute noch sticht das fahle Weiß der pittoresken Bruchstücke auf des Rasens Grün peinlich deutlich hervor. Seit heute Morgen – und trotz zwischenzeitlicher Regengüsse – hat sich das Bild nur dadurch verändert, dass sich dem Ensemble eine offensichtlich junge und noch viel offensichtlicher äußerst tote Ratte hinzugesellt hat. Im Stillen hoffe ich darauf, das Günther, der Hausmeister, dieser so augenfälligen Schmach Morgen mit seinem Sitzrasenmäher ein Ende bereitet. Wenn dessen Schneideblätter nicht an der Herausforderung zerbrechen. Die des Rasenmähers. Günther trägt ein Gebiss.

Dass nichts auf dieser Welt von Dauer ist weiß ich nicht erst, seit sich in Kindertagen das erste, vom eigenen Taschengeld erworbene Vanilleeis aus der Waffel mit Umweg über mein Knie in Richtung der nächsten Schlammpfütze verabschiedete. Die fortwährende Traumatisierung durch aus meinem Leben scheidende Dinge – ob nun organischer oder anorganischer Natur – hat schon früh meine Hinwendung zu den eher spirituellen Aspekten dieser Welt gefördert. Kein Mensch sollte sein Herz an irdische Güter hängen. Sie sind dafür einfach zu vergänglich. Ich habe diese Lehre des Universums früh und umfassend verstanden. Deshalb verfolge ich mit leichter Verstörtheit, dass das Universum nicht darin nachlässt, mir diesen Umstand immer und immer wieder plastisch vor Augen zu führen. Wobei ich es für seine Kreativität dabei immer wieder auch loben muss.

Mein Toaster, zum Beispiel, geht nicht einfach kaputt – er muss in Flammen aufgehen. Gut, er war ein Jugenstil-Toaster, Baujahr 1923, und wahrscheinlich den Herausforderungen modernen Toastbrots nicht mehr vollständig gewachsen. Ich kann meine Armbanduhr nicht einfach verlieren, sondern sie muss im Rahmen einer Kenterungsaktion im Verlauf einer Kanufahrt an einem Feldstein auf dem Grunde der Alster zerschellen. Und auch mein Fahrrad kann nicht einfach gestohlen werden oder kaputt gehen, sondern muss von einer fehlgeleiteten Dampfwalze überrollt werden. Was ehedem eine Klingel war ziert noch heute die letzte Seite meines Poesiealbums. Wie gesagt – ich arbeite Karma ab. Und das jeden Tag.

Wobei ich nicht verschweigen möchte, dass es immer wieder auch schöne Momente gibt. Ich denke da zum Beispiel an einen wundervollen Sonnenuntergang, den ich aus dem Fahrerhaus eines Lastkraftwagens miterleben durfte. Weit konnte der Blick von den Brücken über die Lande und die Farbenpracht des Abendhimmels schweifen – unbehindert von Zäunen oder Leitplanken durch die erhöhte Position. Aus meinem kleinen, blauen Auto heraus wäre mir dieser Anblick niemals so zuteil geworden. Das machte den Umstand fast vergessen, dass eben dieses kleine, blaue Auto in diesem unvergesslichen Moment nur wenige Meter hinter mir auf der Ladefläche des Abschleppwagens stand und Egons traurigem, finalen Kopfschütteln entgegen gefahren wurde. Ein Stein hatte den Kühler durchschlagen und jener daraufhin alles darin befindliche Wasser an die umliegende Spontanvegetation verteilt. Ich hoffe, es ist ihr besser bekommen als meinem Motor. Der hatte sich dann festgefressen.

Egon - um das noch aufzuklären - ist mein KFZ-Meister. Wir haben eine Menge zusammen durchgemacht. Doch Egon liebt seinen Beruf. Und ich liebe Egon. Gut, nicht so, wie ein Mann eine Frau lieben kann. Oder natürlich auch ein Mann einen Mann, eine Frau eine Frau und was weiß ich nicht noch alles, was Liebe auf diesem Planeten so alles vollbringt. Aber ich denke es ist klar, wie ich das meine. Egon wusste, wie nahe mir der Verlust des kleinen, blauen Kumpanen gehen würde. Er brachte es mir schonend bei. „Tja – dat Ding is wohl in'n Dutt. Dat ward nix mehr.“

Ich neige nicht allzu sehr zu offenen Gefühlsbekundungen in der Öffentlichkeit. Leugnen kann ich dennoch nicht, dass mir damals wohl eine kleine Träne die Wange hinabgeronnen ist. Zu viele ver- und gemeinsam durchfahrene Momente meines Lebens schossen mir durch den Kopf. So viele knapp überstandene Katastrophen. Und auch der eine und dieser andere schöne Moment. Egon musste das gesehen haben. Sanft fasste er mich am Ellenbogen und führte mich hinter seine Werkstatt. Dort stand ein kleiner, frech dreinblickender, nur zu zwei Dritteln von Rost zerfressener, ehedem roter VW Käfer. Vom Baujahr her trennten uns zwei nur wenige Monate. Skeptisch, doch irgendwie auch fasziniert schlenderte ich damals um den Wagen. Auf der absurd kleinen Motorhaube am Heck prangte ein Aufkleber: „Haltbarkeitsdatum siehe Bodenblech“. Ich musste ihn sofort kaufen.

Welche Unbill des Schicksals wird nun das Ende des kleinen, noch frech dreinblickenden Käfers besiegeln? Wird das ausgegangene Geld am nächsten Morgen unrasiert, reumütig und schwer verkatert vor der Wohnungstür stehen? Wir werden es nie erfahren. Denn schließlich soll man sein Herz nicht an materielle Güter hängen. Was soll es da auch. Besser, man verschenkt es im rechten Augenblick ...


(c) 2010 verkomplizissimus

Kein Schnee auf dem Kilimandscharo

Mit der Anzeige meines Thermometers auf dem Balkon laufen dieser Tage meine Sehnsüchte nach Orten fern von hier um die Wette. Deutlich tritt meine Zuneigung zu den sogenannten „Zwischenjahreszeiten“ hervor, stellt sich im Bad neben mir vor den Spiegel und lacht höhnend über die kleinen Wassertröpfchen, die trotz eben absolvierter, kalter Dusche schon wieder frisch aus meiner Stirn quellen – und leider nicht nur aus dieser. Mich überkommt eine unbestimmte Sehnsucht nach dem wohligen Gefühl, sich an einem frischen Morgen einen Rollkragenpullover über den Kopf zu streichen und die Luft, die einen vor der Tür empfängt, schelmisch „ein bisschen schneidend, hm?“ zu nennen und zu necken. Island kommt mir in den Sinn.

Ich freue mich daran, wenn ich eine Idee habe, die ich für richtig gut halte. Vergnügt stöbere ich in Bildbänden, in den Blogs verschrobener Menschen, die Island schon bereist haben und der Postkartensammlung gehässiger Menschen, die meinten mir schreiben zu müssen, dass es ihnen gerade so sehr viel besser geht als mir. Aber mir geht es gut. Verliebt streichle ich meinen Rollkragenpullover, als ich ihn in den Koffer lege und rufe meine Freundin an.

Es macht mich immer ein bisschen betroffen zu erkennen, dass Menschen, die mir gefühlt nahe stehen, sich nicht für die Dinge begeistern können, für die ich mich begeistere. Wie zum Beispiel die subtile Schönheit blühender Moosflechten. Die engen Grenzen des Wahrnehmungsvermögens mancher Menschen haben die Sinne eben auf lautere Eindrücke eingestellt. Sie schwärmen von Oleander oder Hibiskusblüten und träumen davon, durch eine herabstürzende Kokosnuss erschlagen zu werden. Ich selbst habe dereinst ein vergleichbares Attentat einer überreifen Orange auf Lefkosias Straßen (empörend: im öffentlichen Raum!) nur knapp und mit klebrigen Haaren überlebt.

Kenia. Mich stört, wie definitiv sich dieses Wort aussprechen lässt. Wenn sie „diesen gewissen Blick“ aufgesetzt hat. Den man auch durchs Telefon spüren kann. Und der sagt: wenn du jetzt nicht schweigst und eine Weile einfach zuhörst, wird dich dieser Moment gerade über die nächsten zwei Jahrzehnte verfolgen. Ganz unabhängig vom weiteren Verlauf der Partnerschaft. Ich schweige. Und höre zu. Wie sie von Palmen spricht, von zauberhaften Blüten und exotischen Speisen, gepflegten Poolanlagen und aufregenden Abstechern in die berauschende Wildnis des Binnenlandes. Sie spricht vom Kreuz des Südens und von Sindbad, dem Seefahrer.

Schüchtern weise ich darauf hin, um wie vieles romantischer es doch wäre, sich bei vier Grad Außentemperatur im Schlafsack eng aneinander zu kuscheln statt schweißgebadet in pazifischer Sommernacht in Panik zu geraten, sobald ein Mensch die kritische Dreißigzentimeter-Nähegrenze zu durchbrechen droht. Eine Grenze, die insbesondere durch Myriaden blutrünstiger Kleintiere permanent ignoriert wird. Überhaupt: Insekten. Ich suche Hilfe bei Sir David Attenborough; sammle in der Videothek die aufsehenerregensten Dokumentationen über die Mikrofauna Afrikas sowie die Geißel durch Biss und Stich übertragener Infektionskrankheiten und schummle heimlich noch die DVD "Hundert spektakuläre Safariunfälle" ins Abspielgerät. Das Cover ziert ein Löwe, der leicht gelangweilt eine unvorsichtige Touristin verspeist. Auf der Rückseite sind in Nahaufnahme ein entzündeter Schlangenbiss und ein durch Nashörner, Elefanten oder größeres Ungetier zertrümmertes Geländefahrzeug mit Aussichtsplattform zu sehen. Die wildesten Tiere, die einem in Island so über den Weg laufen können, sind, glaube ich, Schafe.

Es ist wahrlich nicht so, dass ich Abenteuern gegenüber wirklich abgeneigt wäre. Islands Mangel an ausgebauten Straßen, die Abwesenheit jeglicher Hilfestellung in Überlebensfragen durch die umgebende Natur sowie die Gewissheit, in entscheidenden Momenten mindestens vierhundert Kilometer von der nächsten menschlichen Seele (oder auch nur einem funktionierenden Mobiltelefonetz) entfernt zu sein - das ist für mich ein erstzunehmender Kontrast zu einem kuschligen Filmeabend mit Eiskrem aus der Packung und Erdnussflips. Ich verweise gern darauf, dass mein Leben an sich schon recht aufregender Natur ist und mich ohnehin immer wieder in alle möglichen und unmöglichen Ecken dieser Welt führt - nur eben nicht in die wirklich naturbelassenen. Doch ich dringe nicht durch. Gegenüber Katalogbildern mit Pools, Palmen und adretten Surflehrern werden männliche Bedürfnislagen und andere, vernünftige Argumente schlichtweg gegenstandslos. Zumal, wenn auch noch die beste Freundin davon berichtet hat, wie wunderschön es dort doch ist. Sie war natürlich schon da. Ich erinnere mich, sie hatte eine Postkarte geschrieben. Und schwärmt noch heute vor allem davon, „wie superfreundlich doch die Menschen dort ...“.

Ich kenne die beste Freundin meiner Freundin gut. Ich habe einen Verdacht, worauf diese besondere Freundlichkeit der Menschen dort unten in ihrem Fall beruht. Und warum sie immer noch Post von dort bekommt. Aber ich schiebe diesen Gedanken beiseite und lege spektakuläre Bilder kalbender Eisberge über die Kenia-Prospekte, mit denen meine Freundin meinen gesamten Schreibtisch tapeziert hat. Unter einem Wasserstrudel, mutmaße ich, könnte sich ein abtauchender Wal verbergen. Ich versuche, ihre Aufmerksamkeit auf diese Stelle des Fotos zu lenken. Aber diese Aufmerksamkeit ist gerade vollständig von der DVD gefangen, die ich eingelegt hatte. „Schau doch nur, wie schön es dort ist ... diese Natur ... diese Landschaft ...“ Der Löwe, der im Vordergrund am abgetrennten Bein einer Touristin nagt, ist ihrer Wahrnehmung ebenso gnädig wie vollständig entgangen. Ich ärgere mich über meine Naivität in der Einschätzung der Drehrichtung eines Universums, das vom festen Willen einer Frau bestimmt wird. „Schau, auf dem Kilimandscharo liegt sogar Schnee, ganz nordisch karg, wie für dich bestellt ...“

Resigniert schleiche ich zu meinem Koffer und nehme Rollkragenpullover und Wollsocken heraus; ersetze sie durch Sonnenmilch (ist das nicht ein inspirierend schönes Wort?), Impfpass und Blutplasma. Ich versuche mich mit der Aussicht auf wunderschöne Tanzmasken zu trösten und krame zusammen, was sich in den Niederungen meines Erinnerungsvermögens zu dieser Gegend Ostafrikas an Material finden lässt. Doch viel weiter als bis zu „Bernies Autobahn-Band“ komme ich nicht: „Dein Land ist das Rheinland, Willi, da ist es gemütlich – Afrika ist so verschieden, Willi – und so weit südlich ...“

Einen Augenblick lang bin ich froh, dass ich in Hamburg wohne. Und das aus Überzeugung. Dabei besuchte ich einst in meiner pubertären Sturm- und Drangphase eine verfemte Großtante in Bottrop-Kirchhellen (ja, ich weiß, dass das nicht zum Rheinland gehört, alles ist gut, wieder hinsetzen, weiterlesen). Ich erinnere mich, wie ich dort - wahrscheinlich begünstigt von übermäßiger Anreicherung der Atmosphäre durch Emissionen aus Kohle-, Stahl- und chemieverarbeitender Industrie – die vielleicht schönstfarbigen Sonnenuntergänge meines Lebens sah. Ich stelle mir vor, dass diese sich in ihrer Vielschichtigkeit und Pracht ganz sicher mit den so hoch gelobten Abendhimmelsfeuern auf Bali messen lassen können. Dort bin ich auch noch nicht gewesen. Muss ich ja vielleicht auch nicht. Es sei denn, die beste Freundin meiner Freundin schmiedet neue Reisepläne ...

Wie wird unser Held die Afrikareise verkraften? Und wie den Umstand, dass er doch eigentlich nur eine virtuelle Freundin hat? Wir werden es nie erfahren. Und wenn doch, dann in Legenden. Und die natürlich auf Kisuaheli gesungen. Jambo, Jambo Bwana ...


(c) 2010 verkomplizissimus